Medical Tribune
17. Mai 2022Konjunktivitis

Bindehautentzündung: Was tun?

In den meisten Fällen heilt eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ohne Behandlung problemlos aus. In seltenen Fällen aber können die Erreger, vor allem wenn die Konjunktivitis nicht behandelt wird, die Hornhaut oder auch andere Teile der Augen angreifen.

In den meisten Fällen heilt eine Bindehautentzündung von selbst aus.
iStock/Andrei310

Allgemeine Symptome einer Konjunktivitis sind eine verstärkte Durchblutung und damit Rötung der Bindehaut, eine ödematöse Bindehautschwellung, ein vermehrter Tränenfluss sowie Lichtscheue. Patienten klagen über Fremdkörpergefühl, Brennen und teilweise starke Schmerzen. Die Konjunktivitis kann ein Auge sowie beide Augen betreffen, oder aber wie bei der infektiösen Variante zuerst ein Auge befallen und dann auf das zweite Auge übergehen.

Bei Symptomen einer Konjunktivitis sollten folgende Diagnosen ausgeschlossen werden

  • Infektionen der Hornhaut, der Lederhaut oder der Regenbogenhaut,
  • Hornhautverletzungen
  • akuter Glaukomanfall (die plötzliche Steigerung des Augeninnendrucks).

Epidemische Konjunktivitis ist hochansteckend

Relativ häufig entsteht eine Entzündung der Bindehaut durch allergische Reaktionen – etwa im Frühling im Zusammenhang mit einer Pollenallergie. Oft wird die Konjunktivitis aber durch eine Infektion mit Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilzen ausgelöst. Aber auch durch permanente Reizung sowie bei trockenen Augen oder bei einer Fehlstellung von Lidern und Wimpern können Konjunktivitiden entstehen.

Kontaktlinsenträger sind häufiger von einer Konjunktivitis betroffen. Der Grund dafür sind denaturierte Eiweisse, die sich auf den Kontaktlinsen ablagern und zu Reizungen führen. Kontaktlinsenträger sollten daher auf Sauberkeit achten, wenn sie die Linsen einsetzen und abnehmen - und nur geprüfte Markenlinsen tragen.

Die epidemische Konjunktivitis (Keratoconjunctivitis epidemica) ist hochansteckend und kann durch direkten oder indirekten Kontakt als Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen werden (zum Beispiel über Händeschütteln, Handtücher, Türklinken, Tastaturen, geteilte Augentropfen).

Komplikationen bei atypischen Erregern

In den meisten Fällen ist eine Konjunktivitis harmlos. Selten kann die Konjunktivitis auf die Hornhaut oder andere Teile des Auges übergehen. Bei Infektionen mit Herpesviren, aber auch mit Bakterien wie Chlamydien oder Gonokokken, welche nicht behandelt werden, kann es zu Komplikationen mit Sehstörungen bis hin zur Erblindung kommen.

Mögliche Assoziation zwischen Konjunktivitis und COVID-19-Schweregrad

Auch im Rahmen einer SARS-CoV-2-Infektion kann auch eine Konjunktivitis auftreten. Eine Metaanalyse zeigte, dass dies mit einem schwereren COVID-19-Verlauf (schwere Pneumonie, Beatmung, Intensivpflicht) und einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert zu sein scheint. Eine Möglichkeit sei, dass die Konjunktiven eine Eintrittspforte für das Virus darstellen, gerade, wenn der Befund zu Beginn vorliege. Wenn die Konjunktivitis erst im Verlauf auftritt, könnte sie ein Zeichen der systemischen Inflammation darstellen und damit einen schwereren Verlauf anzeigen. Diese Hypothese passt zu der Beobachtung, dass auch andere multisystemische Inflammationssyndrome mit einer Konjunktivitis einhergehen können (zum Beispiel Vaskulitiden, Stevens-Johnson-Syndrom, Pemphigoid) (1).

Behandlung je nach Ursache

Bei einer bakteriellen Ursache verschaffen antibiotische Augentropfen oder Augensalbe Abhilfe. Wenn Chlamydien oder Gonokokken als Erreger festgestellt wurden, hilft ein spezielles Antibiotikum gegen den Erreger.

Eine durch Viren ausgelöste Konjunktivitis dauert normalerweise etwas länger, heilt jedoch in der Regel ohne Medikamente wieder ab. Bei Herpes-Viren sollte die Behandlung jedoch medikamentös erfolgen. Bei einer allergischen Konjunktivitis sollte an erster Stelle der Kontakt zum Auslöser gemieden werden. Ist dies nicht möglich, können Antihistaminika eingesetzt werden.

Der verzögerte Einsatz von Antibiotika nach Ermessen des Patienten scheint die sinnvollste Behandlungsstrategie bei der infektiösen Konjunktivitis zu sein, wie eine Studie ergab (2). Der Antibiotikakonsum und erneute Konsultationen konnten so gegenüber einer sofortigen antibiotischen Therapie reduziert werden, ohne dass Schwere und Dauer der Symptome signifikant ungünstig beeinflusst werden.

Kontaktlinsenträger sollten während der Entzündung auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichten

Rauch, Staub und Zugluft sollten vermieden werden. Kontaktlinsenträger sollten auf eine gute Händehygiene achten sowie auf eine korrekte Reinigung der Kontaktlinsen. Nach abgeheilter Entzündung sollte das Kopfkissen frisch bezogen werden. Zudem sollten Kosmetikprodukte wie Eyeliner oder Wimperntusche, welche kontaminiert sein könnten, entsorgt werden.

 
Referenzen