Wenn Katzenhalter zu sensibel sind
Das wichtigste Katzenallergen Fel d1 ist sehr klein und schwebt lange in der Luft, weshalb sich eine Allergie meist als Asthma äussert. Die besten Erfolgsaussichten verspricht eine Hyposensibilisierung immer dann, wenn der Stubentiger entfernt wird – kein leichtes Unterfangen.
Etwa 7 % der europäischen Bevölkerung sind sensibilisiert gegen Katzenallergene. Die Hälfte aller Katzenhalter lässt das Haustier ins Bett, berichtete Allergologe Norbert Mülleneisen vom Asthma- und Allergiezentrum Leverkusen. So wundert es nicht, dass in Kinderbetten und -zimmern erhöhte Konzentrationen von Katzenallergenen gemessen wurden, in 7 % der Kinderzimmer sogar extrem hohe.
Katzenallergene finden sich aber nicht nur im häuslichen Umfeld, sondern z.B. auch in Kinderkrippen. Sie werden von den Kindern eingeschleppt, in deren Haushalt eine Katze lebt. Selbst wenn man gar keine Katze hält, kann man den Allergenen also offensichtlich kaum aus dem Weg gehen.
Eine subkutane, manchmal auch sublinguale Immuntherapie (SCIT oder SLIT) kann kleineren Studien zufolge die Ergebnisse im bronchialen Provokationstest und eine atopische Dermatitis signifikant verbessern, auch wenn das Allergen nicht vollständig gemieden werden kann. Trotzdem ist die Autoimmun-Therapie (AIT) bei Katzenallergie in der Praxis eher selten. Und das hat einen Grund: Meist sind es Katzenhalter, die mit diesem Wunsch kommen und ihnen sollte man eigentlich primär raten, das Tier abzuschaffen. Diesem Vorschlag folgt dann unweigerlich eine emotional geladene Diskussion, die so mancher scheut. Fakt ist, dass vier von fünf Katzenfreunden ihr Tier behalten, so Mülleneisen. Der Kollege macht es für eine AIT zur Bedingung, dass die Katze entfernt wird – und nimmt dabei in Kauf, angelogen zu werden.
Wie kann man Katzenallergene reduzieren?
Im Internet kursieren jede Menge mehr oder weniger obskurer Tipps, wie man trotz Allergie gut mit der Katze weiterleben kann. Propagiert werden z.B. Eigenbluttherapie, Akupunktur, Sprays zum Einreiben der Katze, Luftreiniger, Kinesiologie und Homöopathie. Auch ein hochpreisiges Katzenfutter ist im Angebot, welches ein Protein enthält, das angeblich Fel d1 bindet. Auf diese Weise soll das Allergen im Speichel der Katze reduziert werden. Ob dies aber einen Einfluss auf die Symptome des sensibilisierten Katzenhalters hat, bleibt völlig unklar. Häufiges Waschen der Katze hilft allergologisch wenig, belastet aber das Verhältnis zwischen Tier und Halter. Regelmässig lüften, intensiv saugen, Verzicht auf Teppiche und Schlafzimmerverbot können dazu beitragen, die Allergenbelastung zu vermindern. Aber letztlich hilft nur das Entfernen der Katze. Doch selbst dann verschwindet das Allergen nur sehr langsam aus den Räumen.
Sensibilisierung im Pricktest und im RAST nachweisen
Ausführliche Aufklärung und schriftliche Einwilligung des Patienten stehen am Anfang der AIT. Die Sensibilisierung sollte im Pricktest und im RAST nachgewiesen sein. Auch wenn der Patient entsprechende Befunde mitbringt, sollten die Tests erneut durchgeführt werden. Sehr sinnvoll ist zudem ein nasaler Provokationstest (NPT), um die klinische Relevanz zu dokumentieren. Der Experte riet dazu, immer parallel mit kommerziellem Allergenextrakt und mitgebrachten Haaren des eigenen Haustiers zu provozieren.
Als Voraussetzung für eine AIT gilt, dass das Asthma stabil ist und unter der Therapie auch bleibt. Um dies zu sichern, wird alle drei Monate eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt. Mülleneisen riet ausserdem, die SCIT-Dosis gerade bei der Katzen-AIT immer selbst zu verabreichen und niemals die MPA spritzen zu lassen. Nach der Allergen-Gabe müssen die Patienten noch 40 Minuten zur Beobachtung in der Praxis bleiben.
Wenn die Steigerung auf die Höchstdosis an starken Lokalreaktionen oder Luftnot scheitert, hilft Omalizumab für die restliche Dauer der AIT. Als Bedarfsmedikation für zu Hause rezeptiert der Allergologe ein ICS/Formoterol-Präparat. Alle 56 Katzenallergiker, die Mülleneisen hyposensibilisiert hat, waren Asthmatiker. 50 von ihnen gaben nach der AIT eine deutliche Besserung an, 27 eine vollständige. Der Effekt setzte im Mittel nach sechs Monaten ein.
16. Deutscher Allergiekongress