Vor allem Kraft, Ausdauer und Gleichgewicht nehmen zu
Fernöstliche Fitness liegt im Trend. Eine beliebte Trainingsform ist das Tai-Chi. Welchen Nutzen für die körperliche Fitness bringen die chinesischen Körperübungen aber tatsächlich?
Will man sich in das Thema einlesen, fühlt man sich recht schnell überfordert: Zu zahlreich und zu uneinheitlich sind die vorhandenen Veröffentlichungen. Ein Wissenschaftlerteam um Dr. Christian Wehner von der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften im Tiroler Hall hat in den einschlägigen Literaturdatenbanken nach Tai-Chi-Studien gesucht, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Die Arbeiten mussten zumindest eines der Kriterien Muskelkraft, körperliche Ausdauer, Gleichgewicht und Beweglichkeit untersucht haben. Kombinierte Interventionen mit Elementen aus Tai-Chi und anderen Sportarten waren nicht zulässig.
Das Team fand 31 randomisierte kontrollierte Untersuchungen, von denen 21 für eine Metaanalyse taugten. Nach der Datenanalyse stellten die Wissenschaftler eine Zunahme der Kraft beim Faustschluss (+ 2,34 kg) fest, bei der Strecke im Sechs-Minuten-Gehtest (+ 43,37 m), beim Gleichgewicht (+ 6,41 s im Ein- beinstand mit geöffneten Augen) sowie der Beweglichkeit der Wirbelsäule im thorakolumbalen Übergang (+ 2,33 cm).
Demnach, so das Fazit, scheinen die fernöstlichen Übungen tatsächlich einen moderaten Effekt auf die körperliche Fitness zu haben. Allerdings, so merken sie an, waren die Studien recht uneinheitlich aufgebaut. So nahmen zum grossen Teil gesunde Probanden ab 60 Jahre teil, aber auch Patienten mit erhöhtem Sturzrisiko, Osteopenie, Arthrose, COPD und anderen chronischen Erkrankungen.
Die Interventionen in den Kontrollgruppen fielen sehr unterschiedlich aus, ebenso die Häufigkeit und Dauer der Übungseinheiten (ein- bis siebenmal pro Woche über jeweils 40–90 Minuten, für drei Wochen bis zwölf Monate). Ausserdem waren die Übungen in den Interventionsgruppen nur vage beschrieben, lediglich eine Arbeit stellte Fotos zur Verfügung.
Wehner C et al. BMJ Open Sport Exerc Med 2021; 7: e000817; doi: 10.1136/bmjsem-2020-000817.