Jung, symptomatisch, arthrosegefährdet
Fast jede fünfte Frau und jeder dritte Mann in der mittleren Altersgruppe weisen eine Meniskusläsion auf, wie MRT-Untersuchungen zeigen. Innen- und Aussenmeniskus sind aber wichtige «Puffer» im Kniegelenk – bei Läsionen verändern sich die Druckverhältnisse und die Gelenkstabilität lässt nach. Deshalb muss ein Verlust an Meniskusgewebe möglichst vermieden werden, und die früher üblichen grosszügigen Resektionen sind heute obsolet, betonen PD Dr. Christian Stärke von der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg und Kollegen. Da die meisten Meniskusläsionen jedoch degenerativ bedingt sind, kommt man in der Regel um eine Teilresektion nicht herum.
Körpereigener Knorpelersatz hat sich nicht bewährt
Die Frage, ab welchem Ausmass eine Meniskusresektion klinisch relevant wird und zu Beschwerden und Sekundärschäden führt, lässt sich nicht leicht beantworten. Fest steht, dass ein kompletter Meniskusverlust mit einer stark erhöhten Wahrscheinlichkeit für Folgeschäden einhergeht. Besonders brisant scheint ein Verlust des Aussenmeniskus zu sein – schon nach ein paar Monaten kann das laterale Kniegelenkskompartiment dekompensieren.
Zudem spielt eine entscheidende Rolle, ob der Meniskusquerschnitt an einer Stelle vollständig durchtrennt ist oder nicht. Ist die Integrität der peripheren zirkumferenten Meniskusfasern nicht erhalten, drohen gravierende biomechanische Auswirkungen, sodass ein vollständiger Ersatz durch ein Allotransplantat erwogen werden muss.
Nach Ansicht der Autoren ist ein Meniskusersatz in folgenden Fällen zu diskutieren:
- Kontinuitätsdurchtrennung (Totalersatz)
- Beschwerden nach ausgedehnter Teilresektion (Teilersatz)
- eher beim Aussenmeniskus- als beim Innenmeniskusverlust
- Nachweis einer Entwicklung/Progression von Sekundärschäden im MRT
Da Versuche, verlorengegangenes Gewebe durch körpereigenes Material des Patienten zu ersetzen, nicht den gewünschten Erfolg brachten, gibt es heute nur die Möglichkeit, Allotransplantate oder artifizielle Implantate zu verwenden. Allogene Ersatzmenisken sind nur begrenzt verfügbar und ihr Einsatz ins Kniegelenk ist technisch anspruchsvoll. Zwei artifizielle Implantate haben in den letzten Jahren eine gewisse Verbreitung erreicht, eines aus tierischem Kollagen und eines aus Polyurethan. Beide eignen sich als Teilersatz – bei Durchtrennung der peripheren Meniskusfasern können sie allerdings nicht erfolgreich eingesetzt werden. Sie dienen als Matrix für die Regeneration von Meniskusgewebe und sind erst voll funktionstüchtig, wenn sie in Gewebe mit entsprechender Festigkeit umgebaut wurden.
Prophylaktische Implantation nur bei hohem Arthroserisiko
Derzeit gibt es keinen breit anwendbaren Meniskusersatz mit solidem wissenschaftlichem Wirksamkeitsnachweis, resümieren die Kollegen. Als prophylaktische Massnahme nach Meniskusverlust sollte der Ersatz Fällen mit hohem Risiko für eine Arthroseentwicklung (z. B. nach komplettem Aussenmeniskus-Verlust) vorbehalten bleiben. Im Übrigen sehen sie eine Indikation eher bei jüngeren symptomatischen Patienten mit leichten Sekundärveränderungen.
Stärke C et al. Orthopäde 2017; 46: 831–838.