Kind schnarcht? Keine Schlafapnoe verpassen!
Etwa 8–15 % aller Kinder schnarchen, ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSA) entwickeln nur 1–4 %. Für Unruhe bei den Eltern sorgen die Geräusche vor allem, wenn sie zusammen mit Verhaltensänderungen am Tage auftreten. Wichtiges Ziel in der ersten Untersuchung: zwischen gutartiger Symptomatik und einer abklärungsbedürftigen OSA unterscheiden.
Audio- und Videomaterial helfen bei der Diagnostik
Am besten lassen Sie die Eltern zunächst die Auffälligkeiten genau schildern, raten Jared Gursanscky vom Royal Children‘s Hospital in Melbourne und Kollegen. Dann fragen Sie aktiv nach Mustern, die zum Teil Hinweise auf eine Schlafapnoe liefern: Wie lange schläft das Kind, wie oft wacht es auf, gibt es Atemaussetzer und die typischen Luftschnappgeräusche? Zusätzliches, neu aufgetretenes nächtliches Einnässen, Reizbarkeit oder übermässige Schläfrigkeit am Tag, nasales Sprechen bis hin zu Entwicklungsstörungen können ebenfalls auf eine Schlafapnoe hindeuten. Audio- oder Videomaterial helfen bei der Diagnostik.
Rekurrierende Tonsillitiden, Septumdeviationen und eine allergische Rhinitis stellen klassische Risikofaktoren für eine Schlafapnoe bei Kindern dar. Das gilt auch für Übergewicht, wenngleich es nicht wie bei Erwachsenen der Hauptauslöser für ein OSA ist.
Tonsillektomie wird noch viel zu oft durchgeführt
Daneben prädisponieren Muskelschwäche, kraniofaziale Anomalien, ein Down- und Prader-Willi-Syndrom sowie Mukopolysaccharidosen für obstruktiv bedingtes Schnarchen. Und selbst wenn die Mandeln schon entfernt wurden, bleibt gar nicht so selten ein OSA als Residuum.
Bei der körperlichen Untersuchung stehen Nase und Rachen im Vordergrund: Liegt eine nasale Obstruktion vor, z. B. bei schiefer Nasenscheidewand, mukosaler Entzündung und geschwollenen Nasenmuscheln? Sind die Tonsillen vergrössert oder gibt es Auffälligkeiten am Gaumen? Untermauert sich der Verdacht auf ein OSA, steht ein Besuch beim HNO-Arzt bzw. Allergologen an. Allerdings warnen die Autoren: Immer noch zu oft wird bei vergrösserten Mandeln sofort eine Adenotonsillektomie durchgeführt, obwohl die Evidenz für aktives Abwarten und intranasales Montelukast als Therapiealternativen in bestimmten Konstellationen mittlerweile deutlich zugenommen hat. Bleiben noch Unsicherheiten, bietet sich das Schlaflabor als Diagnose-Goldstandard an.
Intranasale Steroide in leichten Fällen
In leichteren Fällen können bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion und bei nasaler Obstruktion intranasale Steroide über sechs Wochen helfen. Bei «normalem» Schnarchen gilt: Eltern beruhigen, über die Harmlosigkeit aufklären und ggf. eine Wiedervorstellung vereinbaren.
Gursanscky J et al. BMJ 2017; 357: online first.