Nicht angemessen
Wenn es um das Blutdruckmessen geht, ist die American Heart Association (AHA) penibel. Der Patient soll fünf Minuten im Stuhl zur Ruhe kommen, mit beiden Füssen den Boden berühren und weder reden, noch lesen oder telefonieren. Und sein Arzt muss auch daran denken, nicht über andere Hindernisse zu stolpern: Indem er die falsche Cuff-Grösse wählt oder vergisst, den Arm des Patienten zu stützen.
Falsche Armhaltung kann den Druck um 10 mmHg erhöhen
Als besonders grosse Fauxpas gelten das Anlegen der Manschette über der Kleidung oder das Unterlassen einer vergleichenden Messung beider Arme. All das mag zwar kleinlich klingen, macht aber laut Studien potenziell einen Unterschied, schreibt die Medizinjournalistin Jennifer Abbasi. Sie hat Studien – u. a. eine der AHA mit Medizinstudenten – unter die Lupe genommen und Autoren sowie andere Ärzte befragt.
Allein übereinandergeschlagene Beine können den systolischen Wert um 3–8 mmHg nach oben treiben. Eine falsche Armhaltung löst schon mal ein Plus von 10 mmHg (diastolisch) aus und macht dann ggf. den Unterschied zwischen Prä- und Hypertension.
«Ich habe früher meinen Mitarbeitern eine Wette angeboten», sagt Professor Dr. Raymond Townsend, Direktor des Hypertensions Programms der Penn Medicine in Pennsylvania. «Wer eine Blutdruckmessung korrekt durchführt, bekommt ein Essen spendiert.» Er musste nie eine Rechnung zahlen.
Kein Wunder, dass auch die Studenten der AHA-Studie nicht besser abschnitten. Den Blutdruck an beiden Armen hatte nicht einmal jeder Zweite gemessen. Ähnliches gilt für den Check der Fussstellung. An die fünfminütige Pflichtpause dachten gerade einmal 7 %. Schuld daran seien nicht nur der verbesserungsbedürftige Unterricht, sondern oft auch schlechte Vorbilder. Und kommen Sie auf die letzten beiden Punkte der richtigen Messung? Den Wert des Arms mit dem höheren Blutdruck notieren und für künftige Messungen nehmen.
Abbasi J. JAMA 2017; 318: 991–992.