Medical Tribune
21. Mai 2015Augenbeschwerden

Bildbefunde via Smartphone senden

Bedrohlich erscheinende Befunde am Auge und kein Facharzt in der Nähe? Das kommt häufiger vor: Da stürzt jemand auf der Skipiste in den Skistock oder bekommt ausgerechnet auf der Kilimandscharo-Trekking-Tour eine Augenentzündung.

Ärztin schaut auf ihr Smartphone
iStock/fizkes

Bildaufnahmen ersetzen nicht den Facharztbesuch

Oder die immobile Seniorin sitzt plötzlich mit blutunterlaufenen Augen da. Die fotografische Befunddokumentation, elektronisch zur Begutachtung an den Facharzt geschickt, erleichtert in solchen Fällen die Weichenstellung für die Behandlung und beruhigt Patienten und Angehörige.

Dr. Hans-Walter Roth vom Institut für wissenschaftliche Kontaktoptik in Ulm und Kollege geben Tipps für die Aufnahmen: Je besser die Qualität, desto aussagekräftiger ist natürlich das Bild. Das heisst: Aufnahmelinse direkt zum Auge richten, nächstmögliche Makroeinstellung wählen, 2 bis 3 cm Spielraum lassen, Serienaufnahmen machen und das schärfste und pixelstärkste Bild auswählen und verschicken. Je geringer der Abstand zum Auge, umso besser, aber bis zu einer Distanz von 10 cm lassen sich auch kleine Details erfassen.

Das Licht sollte möglichst direkt auf das Auge fallen, die Lichtquelle sich also hinter der Kamera befinden – dabei auf störende Schatten achten. Bei Aufnahmen im Dunkeln reicht eine Taschenlampe als Beleuchtungsquelle aus, die Blitzfunktion wirkt ungünstig (Überbelichtung, unangenehm für den Patienten).

Bessere Auflösung durch Schwarz-Weiss-Darstellung

Hat der Arzt das Bild auf seinem Smartphone – oder besser noch Tablet oder Computerdisplay – schaut er sich das Rohbild unbearbeitet an und speichert eine Sicherungskopie. Dann die Feinarbeit: Durch Zoomen werden relevante Partien vergrössert, Änderungen bei der Helligkeit können intraokulare Details sichtbar machen. Auch Kontrastveränderungen bringen mögliche Zusatzinformationen.

Die nachträgliche Bildschärfenbearbeitung optimiert die Darstellung dagegen nicht, da dadurch oftmals feine Details verloren gehen, erklären die Autoren. Ein besseres Auflösungsvermögen erhält man durch Konvertieren in eine Schwarz-WeissDarstellung. "Auf keinen Fall ersetzt jedoch die Diagnose per Bildübertragung die fachärztliche Untersuchung und Beratung", mahnen die Augenärzte.

Quelle: Hans-Walter Roth, Augenspiegel 2015; 61: 40–43, © Der Augenspiegel Verlags GmbH + Co. KG, Ratingen