Medical Tribune
2. Feb. 2015Dyspnoe und akute Symptomatik

Akute Luftnot schnell im Griff

Für das Symptom Dyspnoe gibt es viele Ursachen von der exazerbierten COPD oder einem Asthmaanfall über Lungenembolie und Lungenödem bis hin zur Hyperventilation mit psychischen Ursachen, erklärte Dr. Maximilian von Au von der Klinik für Anästhesiologie an der Uniklinik Heidelberg.

An dem hypothetischen Fall einer 74-Jährigen spielte er die Notfallmassnahmen in der Hausarztpraxis durch. Wichtig ist es nach Red Flags Ausschau zu halten. Mögliche Alarmsignale bei Dyspnoe sind: Sauerstoffsättigung SpO2 < 90 % bei Raumluft, Atemfrequenz > 20/min und eine schnelle Progression. Bei der Beurteilung der Notfallsituation richtet sich auch der erfahrene Anästhesist noch immer nach der bekannten ABCD-Regel (Atemwege, Atmung, Zirkulation, Bewusstsein).

Dyspnoe: im Zweifel lieber einweisen

Im Fall der 74-Jährigen besteht eine Orthopnoe, die Atemfrequenz lag bei 30/min und die SpO2 bei 70 %. Der Blutdruckwert betrug 200/100 mmHg, die Pulsfrequenz 90/min. Es handelte sich also klar um einen Notfall, der einen Notarzteinsatz rechtfertigte. Aber auch in Zweifelsfällen sollte man Dyspnoepatienten lieber grosszügig einweisen, meinte der Referent. Denn nicht selten kommt es unerwartet zu einer Verschlechterung.

In der Hausarztpraxis ist die Anamnese der Frau bekannt: Erst vor drei Monaten hatte sich die Herzpatientin wegen ihres Koronarsyndroms einer Stentimplantation unterzogen, spann der Referent seine Patienten-Geschichte weiter. Bei der Untersuchung hört man grobblasige Rasselgeräusche bei der Lungenauskultation. Anamnese und Symptomatik machen also ein Lungenödem wahrscheinlich.

Sauerstoffsättigung über 85%

An Notfallmassnahmen stehen in einem solchen Fall die sitzende Lagerung und hoch dosierte Sauerstoffgabe ganz vorn auf der Liste – mit dem Ziel einer Sauerstoffsättigung von mindestens 85 %, erklärte Dr. von Au. Ganz wichtig ist ein venöser Zugang, über den dann auch ein Diuretikum, z.B. Furosemid in hoher Dosierung (100 mg) zum Ausschwemmen gegeben wird.

Die Hypertonie würde man zunächst mit Nitrospray angehen. Gegebenenfalls hilft auch die Gabe von Morphin. Das beruhigt die Patienten, nimmt die Angst und senkt so den Blutdruck. Bewährt hat sich in der Notfallmedizin eine nicht invasive Beatmung mit CPAP über dicht sitzender Maske wie sie bei obstruktiver Atemstörung angewandt wird. Oft braucht man die Patienten dann gar nicht zu intubieren, so die Erfahrung des Anästhesisten.

Intubieren nur bei Atemausfall

Solange diese Patientin nicht eintrübt und noch selbst effizient atmet, wird sie nicht intubiert, erklärte Dr. von Au. Während man auf den Notarzt wartet, sollte eine Assistentin in der Praxis die Patientenmappe mit alten Arztbriefen und Befunden vorbereiten. Gegebenenfalls schreibt man noch ein EKG und eruiert in den näheren Kliniken die Aufnahmemöglichkeiten.

Dem Notarzt berichtet der erstbehandelnde Arzt dann kurz über Anamnese, Befunde, Verdachtsdiagnose, die bisherigen Massnahmen und macht ggf. einen Vorschlag, wohin die Patientin gebracht werden kann.

 21. Heidelberger Tag der Allgemeinmedizin