Medical Tribune
7. Feb. 2015Fragen Sie ihre Patientinnen nach Problemen beim Stillen

Probleme beim Stillen in den Griff kriegen

Einer der häufigsten Gründe für Brustschmerzen ist die Mastitis, sie entwickelt sich typischerweise auf dem Boden gestauter Milchgänge und kann bis zum Abszess fortschreiten. Als Zeichen der systemischen Erkrankung finden sich neben Lokalsymptomen (Schwellung, Rötung etc.) häufig Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl. Eine Infektion kann, muss aber nicht vorliegen, schreibt Lisa H. Amir vom Judith Lumley Centre der La Trobe University in Melbourne.

Mastitis häufigster Grund für Schmerzen

Am ehesten mit Bakterienbefall (v.a. Staph. aureus) muss man in den ersten zwei Wochen nach der Geburt rechnen, wobei Verletzungen der Mamille als Eintrittspforte dienen. Staubedingte Mastitiden sind dagegen meist steril. Therapeutisch empfiehlt die australische Kollegin in diesen Fällen, zunächst die Entleerung der Brust zu verbessern (beispielsweise durch häufigeres Füttern oder warmes Duschen vor dem Anlegen), ggf. hilft auch manuelles Ausmassieren oder Abpumpen der Milch.

Führen diese Erstmassnahmen innerhalb von 24 Stunden nicht zum Erfolg, wird es Zeit für eine Antibiotikatherapie. Patientinnen mit hochakuter Erkrankung oder mamillären Läsionen sollten sofort antiinfektiv behandelt werden. Mittel der Wahl ist ein penicillinasefestes Betalaktam wie Flucloxacillin (500 mg 4 x täglich für 510 Tage), bei Allergien alternativ z.B. Cephalexin oder Clindamycin. Falls sich die Mastitis trotzdem binnen 48 Stunden nicht bessert, empfiehlt die WHO die bakterielle Untersuchung einer Milchprobe, ggf. auch den sonographischen Abszess-Ausschluss.

Mamillenekzem: Herpes, Atopie oder Psoriasis?

Die Mastitis ist allerdings längst nicht der einzige Grund für mamilläre Schmerzen, unter den

Zu wenig Milch?
Wenn Frauen wegen eines angeblich zu geringen Milchflusses mit dem Stillen aufhören wollen, hilft nur eines: das Baby wiegen! Nur selten hapert es tatsächlich mit der Laktation: etwa wegen hypoplastischer Mammae oder aufgrund von chirurgischen Eingriffen. Auch Schilddrüsenerkrankungen (z.B. postpartale Thyreoiditis) oder ausgeprägte Blutungen beeinträchtigen die Milchproduktion.

mehr als 50 % der Frauen in den ersten beiden Stillwochen leiden. Viel häufiger liegt es daran, dass der Säugling schlecht anliegt. Kommt es zu Verletzungen der Haut, beschleunigen Lanolinsalbe und ggf. Mupirocin (dreimal täglich jeweils nach dem Füttern, max. 10 Tage) die Abheilung von Läsionen.
Allerdings sollten Sie sich mit der Diagnose "Verletzung" nicht zu früh zufriedengeben: Schmerzhafte Bläschen auf Brustwarze und Areola sprechen für eine Herpesinfektion. Das Baby darf dann erst nach der Abheilung wieder gestillt werden (Milch abpumpen und verwerfen). Hinter einem juckenden Mamillenekzem steckt nicht selten eine Atopie, evtl. auch eine allergische Reaktion auf Externa bzw. Teile der Milchpumpe – oder eine Psoriasis manifestiert sich an der Brust.

Therapeutisch hilft Mometason, zehn Tage lang einmal täglich nach dem Füttern auftragen (abwaschen nicht nötig). Finden sich Verkrustungen als Hinweis auf Staph. aureus sollte man zusätzlich Mupirocin einsetzen. Eine fehlende Heilungstendenz erfordert den Ausschluss eines M. Paget. Ein anhaltender Brennschmerz an der Mamille während oder nach dem Füttern (evtl. mit Ausstrahlung in die Brust) spricht für eine Infektion mit Candida albicans, die eine antifungale Behandlung verlangt (Mamille sowie Mundhöhle von Mutter und Baby).

Paget und Raynaud der Mamille: exotisch

Oft als Pilz fehldiagnostiziert: der M. Raynaud der Mamille, weil der vasospastische Schmerz ebenfalls in die Brust ausstrahlt. Die Vasospasmen entstehen häufig sekundär nach Verletzungen oder Infektionen der Brust. Betroffene Frauen sollten Kälte meiden und die Brust unmittelbar nach dem Stillen bedecken.

Quelle: Lisa H. Amir, BMJ 2014 - http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g2954