Serotonin Schlüssel zur Schlafapnoe?
Die CPAP-Therapie ist bei der obstruktiven Schlafapnoe zwar Standard, von den Patienten wird sie aber schlecht toleriert. Die meisten wünschen sich eine medikamentöse Behandlung. Welche Möglichkeiten gibt es?
Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe sollte man primär nahelegen, Gewicht abzunehmen. In einer Studie konnte ein fast linearer Zusammenhang zwischen Gewichtsverlust und Abnahme des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) dokumentiert werden. Der AHI verringerte sich pro Prozent Gewichtsabnahme um 2,5 %. Die Gewichtsreduktion kann auch pharmakologisch, z.B. mit Orlistat, unterstützt werden.
Schlafapnoe-Faktoren: Gewicht und Medikation
Neben dem Blick auf das Körpergewicht lohnt auch der auf die bisherige Medikation des Kranken. Einige Substanzen, z.B. Opioidagonisten, Benzodiazepine und atypische Antipsychotika erhöhen via Atemdepression die Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive Schlafapnoe, erklärte Professor Dr. Jan Hedner von der Sahlgrenska Universität in Göteborg.
Die Evidenz für eine gezielte medikamentöse Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe ist nicht sehr ausgeprägt. Die Cochrane Collaboration verweist darauf, dass es nur wenige kleine Studien gibt, die mit bestimmten Substanzen positive Resultate über kurze Zeiträume erzielt haben, berichtete der Kollege.
Inzwischen liegen mehrere Untersuchungen vor, wie durch Steigerung des Muskeltonus das Kollabieren der Atemwege verhindert werden kann – etwa durch die Aktivierung des M. genioglossus über eine Stimulation des N. hypoglossus. Für die neurochemische Kontrolle der Motoneurone in den oberen Atemwegen spielt offenbar Serotonin eine wichtige Rolle.
Serotonin als Schlüssel der Pharmakotherapie?
Studiendaten zeigten, dass mit dem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Paroxetin die Aktivität des M. genioglossus im EMG bei Erwachsenen im Wachzustand signifikant gesteigert werden konnte. In einer anderen Untersuchung hat Paroxetin bei Schlafapnoe-Patienten über einen gewissen Zeitraum einen deutlichen Effekt auf den AHI während des Non-Rem-Schlafs, aber nicht während des REM-Schlafs gezeigt.
Die im Tiermodell demonstrierte Abnahme von Apnoe-Phasen unter dem 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten Ondansetron konnte bei Menschen mit Schlafapnoe nicht nachvollzogen werden. Nichtsdestotrotz spielen 5-HT3-Mechanismen möglicherweise bei der Pathogenese der Schlafapnoe eine Rolle. Unter kombinierter Gabe von Ondansetron plus Fluoxetin verbesserte sich insbesondere bei hoher Dosierung der AHI von übergewichtigen Patienten deutlich, so Studiendaten.
Physostigmin und CA-Inhibitoren in der Erprobung
Einen weiteren Ansatz verfolgte ein Forscherteam um Prof. Hedner: In einer placebokontrollierten Studie prüfte es den Acetylcholinesterasehemmer Physostigmin via Infusion. Hier zeigte sich ein deutlicher Rückgang des AHI, besonders ausgeprägt in REM-Phasen im letzten Drittel der Nacht.
Andere Konzepte zielen darauf ab, mit Carboanhydraseinhibitoren den ventilatorischen Antrieb bei Abfall der Sauerstoffsättigung zu steigern. Dies konnte mit Acetazolamid in einer Studie erreicht werden, ohne dass andere physiologische Merkmale der Schlafapnoe beeinflusst wurden. Aber auch von dieser Therapie profitierten einige Patienten nicht – offenbar lag bei ihnen ein anderer Phänotyp vor.
Quelle: Kongress der European Respiratory Society, München, 2014