Medical Tribune
26. Nov. 2014Viele Patienten wünschen, die lästigen Läsionen loszuwerden

Virale Warzen primär schälen oder vereisen

Die häufigsten Erreger kutaner Warzen sind humane Papillomaviren. Viele der Läsionen verschwinden spontan, manchmal allerdings erst nach ein oder zwei Jahren. Eine maligne Entartung ist nicht zu erwarten.

Daher gilt: Bei Beschwerdefreiheit muss eigentlich keine Therapie erfolgen. Dennoch empfinden viele Patienten die unschönen Erhebungen als störend und wünschen therapeutische Massnahmen. Das potenzielle Infektionsrisiko, das von Warzen ausgeht, ist ein weiteres Argument für die Entfernung – vor allem bei Schulkindern.

Eine qualitativ hochwertige Evidenz für eine bestimmte Behandlungsmöglichkeit gibt es nicht, schreiben der Dermatologe Dr. Magnus Lynch vom King's College, London, und Kollegen. Folgende Therapieoptionen kommen primär in Betracht.

  • Salicylsäure: Bewährt haben sich topische Schältherapien – lediglich für das Gesicht sind diese Zubereitungen ungeeignet. Zunächst wird die befallene Hautstelle in warmem Wasser aufgeweicht, anschliessend schält man ggf. abgestorbene Gewebeteile ab und trägt die Salicylsäure-Zubereitung unter Okklusion auf. Die Prozedur muss täglich durchgeführt werden, als Nebenwirkung können Hautreizungen auftreten.
  • Kryotherapie: Das optimale Therapieintervall der Kälteapplikation, z.B. via flüssigem Stickstoff, – zwei, drei oder vier Wochen – ist unbekannt und auch die Wirksamkeit wurde nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Als unerwünschte Nebeneffekte können Schmerzen, Hypo- und Hyperpigmentierung sowie Blasenbildung auftreten.

    Die Kryotherapie gehört in die Hände von Spezialisten, forden die Kollegen. Und auch bei unsicherer Diagnose, immunkompromittierten Patienten, grossen Warzen oder Läsionen an sensitiven Stellen, z.B. im Gesicht, und bei Versagen der Primärtherapie nach mindestens drei Behandlungsmonaten sei der Facharzt gefordert. Diesem stehen dann u.a. folgende spezielle Behandlungsoptionen zur Verfügung.

  • Imiquimod: Die Substanz aktiviert die angeborene Immunantwort und dient überwiegend der Behandlung von aktinischen Keratosen, oberflächlichen Basalzellkarzinomen und Genitalwarzen. Ein Versuch mit dem Immunmodulator lohnt sich vor allem bei viralen Warzen im Gesicht.
  • Bleomycin: Das antimitotisch wirksame Arzneimittel zeigt bei hartnäckigen Warzen therapeutische Erfolge. Allerdings drohen Nebenwirkungen wie starke Entzündungsreaktionen, Schmerzen, Pigmentveränderungen und Gewebsnekrosen.
  • Diphencypron: Die Substanz ist bei hartnäckigem kutanem Warzenbefall einsetzbar – sie eignet sich auch für immunkompromittierte Patienten. Diphencypyron löst eine starke lokale Typ-IV-Hypersensitivitätsreaktion aus. Nebenwirkungen sind schwere Blasenbildungen und generalisierte Ekzeme sowie Hypersensitivitätsreaktionen beim Partner oder medizinischen Hilfspersonal.
  • Kürettage und Kauterisation werden heute kaum noch durchgeführt. Ihre Wirksamkeit ist nicht gut dokumentiert, oft bleiben Narben zurück. Ausserdem muss mit hohen Rückfallraten gerechnet werden. Einziger Vorteil: Bei unsicherer Diagnose kann man das gewonnene Gewebe histologisch untersuchen lassen.
  • Sonstige Massnahmen: In der Erprobung befinden sich derzeit photodynamische und laserablative Verfahren sowie verschiedene immunmodulatorische Ansätze. Systemische Behandlungen spielen eher keine Rolle. Lediglich das – vor allem bei Psoriasis eingesetzte – Retinoid Acitretin steht bei sehr ausgedehnten therapierefraktären Warzen als "Off-Label"-Option zur Verfügung.

Wichtige Differentialdiagnosen!

Bei den meisten Patienten ist die Diagnose kutane virale Warze aufgrund der klinischen Merkmale eindeutig. Unsicherheiten bestehen vor allem bei folgenden Konstellationen:

  • Warzen im Gesicht können verwechselt werden mit Syringomen, Mollusken oder Lichen nitidus. Unterscheidung: Warzen haben keine thrombosierten Kapillaren.
  • Plantarwarzen weisen ggf. Ähnlichkeiten mit Hühneraugen auf. Wichtige Merkmale zur Unterscheidung: Hühneraugen sind meist scharf begrenzt und zeigen keine petechiale Blutung beim Anritzen.
  • Gewöhnliche Warzen können mit aktinischen Keratosen oder Basalzellkarzinomen verwechselt werden, planare Warzen mit flachen seborrhoischen Keratosen oder melanozytären Läsionen. Und grosse hyperkeratotische Warzen ähneln ggf. Platten­epithelkarzinomen.

Im Zweifelsfall sollte fachärztlicher Rat eingeholt werden.

Quelle: Magnus D. Lynch et al., BMJ 2014; 348: g3339