Wie unter Wasser: Druck im Ohr
Funktionsstörungen der Eustachiusschen Röhre machen sich vor allem dadurch bemerkbar, dass sich das Ohr "zu" anfühlt, ein Druckausgleich nicht möglich ist und möglicherweise sogar die Hörfähigkeit nachlässt.
Die alleinige Diagnose "Dysfunktion" sollte aber die Ausnahme bleiben. Hinter einer Dysfunktion der Eustachi-Röhre kann sich eine ganze Bandbreite von Erkrankungen an jeder Stelle des Ohres verbergen.
Viele ursächliche Erkrankungen, auch maligne
Daher sollte sich der behandelnde Arzt bei den geschilderten Symptomen zunächst auf die Suche nach anderen HNO-Erkrankungen machen. In der Diagnostik geht es in erster Linie um den Ausschluss klassischer Ursachen für die Beschwerden wie Rhinosinusitis, hypertrophierte Adenoide (v.a. bei Kindern) und nasopharyngeale Karzinome.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Differenzialdiagnosen für das Gefühl eines verschlossenen Ohres. Mit einer Otoskopie lassen sich Zustand und Wölbung des Trommelfells untersuchen, sie liefert auch Hinweise auf einen möglichen Paukenerguss.
Eine klinische Untersuchung der Nackenregion hilft beim Ausschluss von zervikalen Lymphadenopathien, die häufig mit Karzinomen im Nasen-Rachen-Raum einhergehen. Das Valsalva-Manöver kann das Druckgefühl auf den Ohren vorübergehend lindern.
Trommelfell und Lymphwege untersuchen
Wenn technisch machbar, sollte auch eine Reinton-Audiometrie erfolgen, um das Ausmass des Hörverlusts besser bestimmen zu können. Ebenfalls sinnvoll ist die Tympanometrie, durch die sich die Druckverhältnisse im Mittelohr bestimmen und die Flüssigkeitsansammlungen hinter dem Trommelfell besser einschätzen lassen.
Bei einem Drittel aller Patienten mit Eustachi-Tubendysfunktion, bei denen maligne Ursachen ausgeschlossen wurden, bessert sich der Zustand spontan innerhalb eines halben Jahres. Ansonsten kommt für die Therapie in erster Linie eine Tubendurchblasung infrage.
Für diesen therapeutischen Öffnungsversuch eignen sich freiverkäufliche Nasenballons wie Otovent, die beim Schlucken über die Nase Druck ausüben. Es gibt eindeutige Evidenz dafür, dass diese Systeme unmittelbar nach der Anwendung zu besseren Ergebnissen bei der Audiometrie und der Tympanometrie führen.
Therapie oft nicht nötig
Bei einer Tubenfunktionsstörung infolge einer allergischen Rhinitis können auch intranasal applizierte Antihistaminika helfen. Kein therapeutischer Effekt wurde hingegen für abschwellende Nasentropfen oder intranasal applizierte Steroide beobachtet.
Wenn sich im Verlauf der konservativen Therapie und des beobachtenden Zuwartens kein Erfolg einstellt, sollte man auch über das Einsetzen belüftender Paukenröhrchen oder die Tuboplastie mit einem Ballonkatheter nachdenken, bei der die Tube in einem minimal-invasiven Verfahren dauerhaft erweitert wird.
Quelle: Rhona Sproat et al., BMJ 2014; (Abstracts), 348, g1647