Fragen Sie Ihren Gicht-Patienten nach Erektionsstörungen!
Gicht und Potenzprobleme gehen oft Hand in Hand – das wundert nicht angesichts jeder Menge gemeinsamer Risikofaktoren. Diese umfassen die gesamte Palette des metabolischen Syndroms – nicht zu vergessen die systemische Inflammation.
Eine Befragung von Männern, die die Rheuma-Ambulanz der Rutgers-Robert Wood Johnson Medical School aufsuchten, widmete sich den Erektionsstörungen: Von 201 Teilnehmern, die den Sexual Health Inventory for Men (SHIM, maximal 25 Punkte) ausfüllten, litten 83 an Gicht. Drei von vier erfüllten die Kriterien der erektilen Dysfunktion (SHIM ≤ 21 Punkte), anderthalbmal so viele wie unter den übrigen Patienten.
Frage nach der Potenz begeistert die Patienten
Gichtkranke hatten zudem mehr als doppelt so häufig schwere Potenzprobleme (SHIM ≤ 10 Punkte), wie die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Naomi Schlesinger aus Brunswick ermittelte. “Diese Korrelation besteht fort, auch wenn man für relevante ‚Confounder‘ wie Alter, Hypertonie, Diabetes und Adipositas adjustiert”, betonte die Expertin.
Sie plädierte dafür, Gichtpatienten gezielt auf Potenzprobleme anzusprechen: “Unsere Patienten waren begeistert, dass endlich jemand danach fragt.” Auch Fragen nach Schlaf und Lebensqualität werden nach ihren Erfahrungen viel zu selten gestellt.
Therapeutisch kann man den Erektionsproblemen mit einem PDE-4-Hemmer zu Leibe rücken, aber der Blick muss darüber hinausgehen: Diese Patienten sind kardiovaskulär hoch gefährdet und müssen entsprechend aufgeklärt und behandelt werden.
Gichtattacken-Auslöser: Unterschiede bei Männern und Frauen
Übrigens bestehen bei der Gicht beträchtliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wie die US-Registerstudie CORRONA* ergab. Dazu wurden Daten von knapp 240 Frauen und 930 Männern ausgewertet.
Frauen sind im Schnitt zehn Jahre älter, wenn sie an Gicht erkranken (71 versus 61 Jahre), leiden häufiger an Hypertonie, Diabetes und Nierenerkrankungen und nehmen entsprechend mehr Medikamente ein. Daher sind Pharmaka bei Frauen häufiger der Auslöser von Gichtattacken, während bei Männern diätetische Faktoren – Bier, Schnaps und rotes Fleisch – den Ausschlag geben.
Auch bei der Therapie bestehen Unterschiede: Frauen zeigen öfter Kontraindikationen gegen die wichtigsten Akutmedikationen, NSAR und Colchicin. “Behandelnde Ärzte sollten diese Fakten im Hinterkopf haben, um massgeschneiderte Therapieempfehlungen geben zu können”, so Professor Dr. Leslie Harrold von der University of Massachusetts in Worcester.
* The Consortium of Rheumatology Researchers of North America
Quelle: Annual European Congress of Rheumatology