Medical Tribune
16. Aug. 2014Ausdauersport

Kein Schmerzmittel beim Marathon

Vor starken körperlichen Belastungen speziell im Bereich Ausdauersport werden als Prophylaxe und zur Leistungssteigerung gerne Schmerzmittel genommen – offensichtlich ohne zu wirken. Dafür leiden Magen, Niere und Herz.

Die Einnahme von Schmerzmitteln vor belastendem Training und Wettkampf ist gängige Praxis. Eine aktuelle Befragung von rund 7000 Marathonläufern ergab, dass schätzungsweise die Hälfte von ihnen vor dem Start Schmerzmittel eingenommen hatte. Wichtigste Motive waren Leistungssteigerung und Verminderung von Schmerzen während des Sportereignisses.

Schmerzmittel steigern die Leistung nicht

Die Risiken dieser Praxis gerade unter ungewohnt hoher Beanspruchung sind kaum bekannt: Zyclo­oxigenasehemmer hemmen die Bildung von Gewebeschutzstoffen wie Prostaglandinen und Prostazyclin. Ausserdem werden die durch Pro­staglandine vermittelten Schmerzen maskiert, was die Gesundheitsschäden durch Überlastung der Organe fördern kann.

In der Befragung nahmen die Läufer überwiegend die Schmerzmittel Diclofenac, Ibuprofen oder Acteylsalicylsäure (ASS) ein, die Dosierung entsprach weitgehend dem bestimmungsgemässen Gebrauch. Beim Vergleich der Gruppen mit und ohne Schmerzmitteleinnahme zeigen sich keine deutlichen Unterschiede bei der Leis­tungsfähigkeit bzw. beim Auftreten von Muskel- oder Gelenkschmerzen.

Analgetika: negative Effekte überwiegen

Unterschiede gab es dagegen bei den negativen Effekten: Vor allem Magen-Darm-Krämpfe, aber auch intestinale Blutungen, Herz-Kreislauf-Probleme und Hämaturie kamen auffallend häufiger bei den Schmerzmittelkonsumenten vor. Neun Teilnehmer – alles Analgetikanutzer – berichteten zusätzlich von einer notwendig gewordenen stationären Aufnahme nach dem Wettlauf.

Drei Patienten unter Ibuprofen hatten darüber hinaus ein temporäres Nierenversagen, drei Läufer unter ASS interventionspflichtige Magen-Darm-Blutungen und zwei Läufer unter ASS erlitten einen Herzinfarkt.

Es steht zu vermuten: Schmerzmittel bei ungewohnten sportlichen Belas­tungen steigern weder die Leistungsfähigkeit, noch senken sie Muskelschmerzen, sondern erhöhen lediglich die Anzahl gesundheitlicher Probleme. Diese werden möglicherweise jedoch nicht den eingenommenen Schmerzmitteln, sondern der besonderen körperlichen Anstrengung der Sportler selbst zugeschrieben.

Quelle: B. Renner et al., Arzneiverordnung in der Praxis 2014; 41: 22-24