Mit welchem Screening-Tool enttarnen Sie die Angststörung?
Die Generalisierte Angststörung (GAD) und die Panikstörung haben ihren Ausgangspunkt in psychischen Problemen, doch viele Symptome manifestieren sich auf körperlicher Ebene. Diese Symptome geben meist den Anlass, den Hausarzt aufzusuchen. Zwar gibt es wirksame Therapien für die somatischen Beschwerden – doch besser geholfen wäre den Patienten, wenn die seelischen Belastungen angesprochen würden.
Muskelverspannung gehört zu den Kernsymptomen
Von einer GAD spricht man, wenn der Patient über mindestens sechs Monate schwer zu kontrollierende Angst oder übermässige Sorgen hat, meist mit einer Einschränkung der Alltagsaktivitäten.
Mindestens drei der sechs Kernsymptome müssen für die Diagnose erfüllt sein:
- Unruhe,
- Müdigkeit,
- Reizbarkeit,
- Konzentrationsprobleme,
- angespannte Muskulatur bzw. Muskelverspannungen und
- Schlafstörungen.
Charakteristisch für die Panikstörung sind wiederkehrende Panikattacken, die die Patienten ebenfalls in ihren Alltagsaktivitäten einschränken. Aus Angst vor den Attacken und einem Kontrollverlust ändern die Betroffenen oftmals ihr Verhalten, um Auslösesituationen zu meiden.
GAD und Panikstörung
Beine Erkrankungen gehen mit vielen körperlichen Symptomen einher, die definitionsgemäss mindestens über sechs Monate wiederkehrend auftreten.
Generalisierte Angststörung: z.B. Übelkeit, Erbrechen, Reizdarm, Muskelbeschwerden, Kopfschmerzen, "Wackeligkeit auf den Beinen", Zittern
Panikstörung: anfallsweise auftretende Symptome wie z.B. Palpitationen, Zittern, Schwindel, Schwitzen, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Hitzesensationen, Parästhesien, Derealisation, Todesangst
Hinweise auf die Störungen ergeben sich bereits aus den geklagten Symptomen. Ein ärztliches Gespräch zur Abklärung einer GAD könnte z.B. im Rahmen einer körperlichen Untersuchung mit der Frage nach akutem Stress oder aktuellen Sorgen oder Ängsten beginnen.
Screening-Tool schlägt an - Psychiater hinzuziehen!
Bei Verdacht auf eine Panikstörung beginnt man z.B. mit der Frage nach häufigerem plötzlichem Aufflackern von Erregung bis hin zu Panikgefühlen in ängstigenden oder zumindest sehr unbehaglichen Situationen, wobei die Situationen für andere durchaus als "normal" empfunden werden.
In der Praxisroutine ist es hilfreich, ein Set von standardisierten Fragen oder einen Selbstbeurteilungsbogen z.B. für das Wartezimmer zu haben, in denen zuverlässig auf die Angsterkrankungen hingewiesen wird
Mit beiden Fragebögen können die Störungen zuverlässig und spezifisch genug erkannt werden, zudem sind sie nicht sehr zeitaufwendig. Die Fragebögen sind auch ins Deutsche übersetzt worden (einsehbar z.B. unter https://www.phqscreeners.com/)
Noch müssen die Fragebögen allerdings unter den Bedingungen der Primärversorgung besser validiert werden. Trotzdem ermutigen die Autoren die Allgemeinmediziner, diese Instrumente schon jetzt einzusetzen. Den Patienten kann man dann mit einer Verdachtsdiagnose an einen Psychiater überweisen.
Nathaniel R. Herr et al., JAMA 2014; 312: 78-84