Allergie durch Schabe, Zecke, Floh & Co.
Beim Stichwort “tierische Allergenquelle” denkt man in Deutschland vor allem an Katzen, Hunde und Hausstaubmilben. Doch auch Gesundheitsschädlinge kommen bei uns als Allergenquelle in Betracht, wie Professor Dr. Monika Raulf vom Kompetenzzentrum Allergologie/Immunologie der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen darlegen.
Beispiel Schaben: Eine Untersuchung von 2993 in Dresden lebenden Kindern zeigte, dass 4,2 % von ihnen spezifisches IgE (> 0,7 kU/l) gegen Allergene von Blattella germanica (Deutsche Schabe) aufwiesen. Betrachtete man nur die Gruppe der asthmatischen Kids, lag die Rate bei 6,1 %.
Anaphylaktische Reaktion nach Biss der Taubenzecke
In einer europäischen Studie mit mehr als 3000 Patienten konnte man eine Sensibilisierungsprävalenz von 8,9 % gegen die Blattella germanica nachweisen. Deutsche Patienten waren zu 12 % sensibilisiert. Bei der einkommensschwachen Bevölkerung in amerikanischen Städten gelten “Schaben-Sensibilisierungen” inzwischen als stärkster Risikofaktor für eine erhöhte Asthmamorbidität, schreiben Prof. Raulf et al.
Die europäische Taubenzecke ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Sie akzeptiert zur Not den Menschen als Zwischenwirt, ihre Bisse führen zu lokalen Entzündungsreaktionen, aber auch zu systemischen anaphylaktischen Reaktionen, wie u.a. in Deutschland schon beobachtet werden konnte. Interessant: In den USA wird ein Zusammenhang zwischen dem Biss von Amblyomma americanum und einer verzögerten Nahrungsmittelallergie gegen rotes Fleisch vermutet.
Mit den Kopfläusen verschwand das Asthma
Läuse sind auf Kinderköpfen keine Seltenheit. Der mit dem Befall verbundene starke Juckreiz könnte eine Immunantwort auf Lausallergene begünstigen. Daten zur Prävalenz von allergischen Reaktionen auf Läuse liegen bis dato allerdings nicht vor – nur einzelne Fallberichte. So z.B. der eines 6-jährigen Jungen mit wiederholtem Kopflausbefall, dessen Asthma- und Rhinitissymptome nach erfolgreicher Pyrethrinbehandlung verschwanden. Prick- und Provokationstestung mit einem Extrakt aus “seinen” Läusen waren positiv.
Auch Flöhe von Hund und Katze nutzen den Menschen manchmal als Fehlwirt. Ihre Speicheldrüsensekrete enthalten histaminähnliche Komponenten, proteolytische Enzyme und Antikoagulanzien und können die sogenannte Flohstichallergie mit entzündlichen bzw. allergischen Reaktionen hervorrufen.
Über Mehlwurm und -motte zum Schimmelpilz
Vorratsschädlinge wie Mehlwurm und Mehlmotte übertragen selbst keine Krankheiten. Da sie aber Nahrungsmittel zerkleinern und befeuchten, fördern sie den Sekundärbefall z.B. mit Schimmelpilzen. Bei Personen mit berufsbedingtem Kontakt zu Getreide und Mehl findet man auch häufiger Sensibilisierungen gegen Mehlwurm-Antigene.
Mäuse und Ratten sind ebenfalls mögliche Allergenquellen. Gefährdet sind vor allem Personen, die z.B. als Tierpfleger, Laborassistenten oder Wissenschaftler beruflich mit den Tieren zu tun haben. Mit ihrer Kleidung bringen sie die relevanten Allergene aus Urin, Speichel und Hautschuppen der Tiere in die eigene Wohnung und exponieren auf diese Weise auch ihre Kinder.
Quelle: Monika Raulf et al., Bundesgesundheitsblt. 2014; 57: 585-592