Chronischer Husten durch weibliche Hormone?
Kennen Sie das "Husten-Hypersensitivitäts-Syndrom"? Ja, denn hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich schlichtweg chronischer Husten. Eine Task Force der Europäischen Gesellschaft für Atemwegserkrankungen hat sich gründlich mit dem Thema "Husten" befasst – und gleich die Namensgebung geändert. Der Grund für die Umbenennung von "chronischem Husten" in "cough-hypersensitivity syndrome" (CHS) ist die Erkenntnis, dass dem Problem meist eine Hochregulation peripherer und zentraler neuronaler Mechanismen mit Zunahme der Hustenreflex-Empfindlichkeit zugrundeliegt.
Umbenennung in "Husten-Hypersensitivitäts-Syndrom"
Zur ERS-Task-Force gehörten 44 Experten aus 14 Ländern und alle stimmten dem neuen Namen zu, wie Professor Dr. Alyn H. Morice, Castle Hill Hospital in Hull, berichtete. Definiert ist CHS als störender Husten, der oft durch niederschwellige thermische, mechanische oder chemische Reize getriggert wird. Auch Sprechen, Lachen und körperliche Aktivität gelten als potenzielle Auslöser.
Doch das CHS kann auch in Zusammenhang mit anderen pulmonalen und extrapulmonalen Erkrankungen, z.B. gastroösophagealer Reflux, auftreten. Abgegrenzt werden muss das CHS von einer metacholin-induzierten bronchialen Hyperreaktivität, betonte Prof. Morice.
Husten durch niederschwellige Reize
Wie wird fortan der Husten eines Asthmatikers klassifiziert? In die Untergruppe "eosinophiler Husten" ordnet man als Ursachen z.B. klassisches Asthma und die eosinophile Bronchitis ein, erläuterte der Experte. Die Diagnose kann durch Eosinophilennachweis im induzierten Sputum, NO-Messung im Exhalat und Nachweis einer Blut-Eosinophilie gestützt werden.
Ein eosinophiler Husten ist auch steroidresponsiv. Deshalb könne gegebenenfalls eine probatorische Therapie mit oralen Steroiden die Diagnose sichern – mit dieser Empfehlung stimmte jedoch ein Drittel der Spezialisten nicht überein.
Asthma als eosinophiler Husten
Ist der Husten mit Reflux assoziiert, spricht er auf die Gabe von Protonenpumpenhemmern an. Schliesslich kommt die Rhinosinusitis als relativ häufige Ursache für das CHS in Betracht. Wie Professor Dr. Jana Plevkova, Comenius Universität Bratislawa, ausführte, sei der typische CHS-Patient weiblich, befindet sich in der fünften bis sechsten Lebensdekade, hustet schon seit mehreren Jahren, hat schon viele Spezialisten konsultiert und eine Menge Medikamente genommen, die nicht geholfen haben.
Gesunde Frauen weisen generell einen empfindlicheren Hustenreflex auf als Männer. "Wahrscheinlich sind die sensorischen Rezeptoren im Respirationstrakt sensibler", so Prof. Plevkova. Unterschiede, die sich anhand einer niedrigeren Hustenschwelle bei Capsaicin-Provokation nachweisen lassen, werden erst ab der späten Pubertät manifest. Dies weckt den Verdacht, dass Geschlechtshormone daran beteiligt sind, so die Expertin.
Weibliche Geschlechtshormone ursächlich?
Wenn dies der Fall sei, sollte der Hustenreflex mit der Menopause wieder an Empfindlichkeit verlieren. Leider gebe es dazu keine Daten, sagte Prof. Plevkova. Belegt sind aber Zusammenhänge zwischen Östrogenen und den beim capsaicininduzierten Husten involvierten TRPV-1-Rezeptoren. Östrogene aktivieren diese Rezeptoren und erhöhen damit die Erregbarkeit des nachgeschalteten Signalwegs.
Inzwischen zeigte sich, dass der Grad der Aktivierung von C-Fasern durch Capsaicin vom Menstruationszyklus abhängig ist: Während östrogenbetonter Zyklusphasen sind sie stärker aktiviert.
Quellen: Kongress der European Respiratory Society
Alyn H. Morice et al., European Respiratory Journal 2014; 44: 1132-1148, DOI