Medical Tribune
7. März 2014Schreiendes Baby

Mit Probiotika gegen 
die Dreimonatskolik

Kolik, gastroösophagealer Reflux und Obstipation sind die häufigsten Erkrankungen, die Eltern in den ersten sechs Lebensmonaten ihres Säuglings zum Arzt führen. In Italien hat man nun den Nutzen einer Probiotikaprophylaxe bei 589 Neugeborenen doppelblind geprüft. Die Babys erhielten in den ersten drei Monaten placebokontrolliert täglich 5 Tropfen probiotikahaltiges Öl. Es enthielt eine gefriergetrocknete Zubereitung von Lactobacillus reuteri DSM17938.

Bereits nach einem Monat stellte sich heraus, dass die Kinder unter dem Probiotikum weniger weinten und häufiger Stuhlgang hatten als unter Placebo. Zum Studienende nach drei Monaten betrug die mittlere Schreizeit in der Verumgruppe 38 Minuten täglich, unter dem Placebo dagegen 71 Minuten. Zudem spuckten die Kinder mit Probiotikum signifikant seltener (2,9- vs. 4,6-mal pro Tag) und entleerten sich häufiger (4,2- vs. 3,6-mal).

Daneben beanspruchten die Eltern der Verumbabys seltener ärztliche Notdienste, brauchten weniger Medikamente für ihre Kinder und blieben nicht so oft wegen des Kindes von der Arbeit fern. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

Probiotikum auch als Migräneprophylaxe

Auf welche Weise die Laktobazillen wirken, ist noch unbekannt, wahrscheinlich kommt es zu Veränderungen im Mikrobiom des Darms. Zwar verlaufen Dreimonatskoliken, Regurgitationen und Obstipation in der Regel selbstlimitierend.

Dennoch belasten sie die Familien emotional und betroffene Kinder neigen in ihrem späteren Leben zu funktionellen Störungen wie Migräne oder Bauchkoliken. Damit könnten Probiotika auch über die direkten Effekte hinaus positiv wirken, vermuten die Autoren.

Quelle: Flavia Indrio et al., JAMA Pediatrics 2014: doi:10.1001/jamapediatrics.2013.4367