Alzheimer: Neuroleptikum absetzen verdoppelt das Rezidivrisiko
Der langfristige Einsatz von Neuroleptika bei Demenzpatienten wird aufgrund der möglicherweise erhöhten Mortalität kritisch gesehen. In den USA z.B. sollen Bewohner von Pflegeheimen nicht länger als drei bis sechs Monate damit behandelt werden. Das Team um Dr. Devangere P. Devanand vom Department of Neurology der Columbia University New York prüfte nun die Rezidivgefahr nach dem Absetzen.
Für ihre ADAD*-Studie gewannen sie 180 Patienten mit Alzheimer-Demenz, die unter psychotischen Symptomen oder vermehrter Erregtheit bzw. Aggressivität litten. Zunächst wurde open label über 16 Wochen mit Risperidon (mittlere Tagesdosis 0,97 mg) therapiert.
Von den 112 Patienten, die darauf ansprachen, konnten 110 auf drei Behandlungsarme randomisiert werden: Doppelblind erhielten sie entweder für weitere 32 Wochen Risperidon (Gruppe 1) oder 16 Wochen das Neuroleptikum und anschliessend die gleiche Zeit Placebo (Gruppe 2) oder die gesamten 32 Wochen ein Scheinmedikament.
Nutzen und Gefahren sorgfältig abwägen
In den ersten vier Monaten nach Absetzen des Risperidons war das Rückfallrisiko fast doppelt so hoch wie unter fortgesetzter Einnahme (HR 1,94). Auch in den folgenden vier Monaten schwebten die auf Placebo umgestellten Patienten in signifikant erhöhter Rezidivgefahr (HR 4,88).
Hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen einschliesslich der Mortalität zeigten sich keine signifikanten Differenzen zwischen den Gruppen, allerdings war die Zahl der Probanden auch sehr gering, geben die Studienautoren zu bedenken.
Ausserdem schien der therapeutische Effekt des Neuroleptikums auf die psychiatrischen Begleitsymptome insgesamt nicht besonders ausgeprägt zu sein: Ein grosser Teil der Patienten, die zunächst gut auf Risperidon angesprochen hatten, erlitten trotz fortgesetzter Einnahme ein Rezidiv oder verliessen die Studie.
Als Fazit schliessen die Studienautoren, dass man mindesten in den ersten vier Monaten nach dem Absetzen des Neuroleptikums mit einem vermehrten Auftreten psychiatrischer Symptome rechnen muss. Dieses Risiko sollte gegen die möglichen Gefahren einer Langzeittherapie abgewogen werden.
*Antipsychotic Discontinuation in Alzheimer's Disease
Devangere P. Devanand et al., N Engl J Med 2012; 367: 1497-1507