PPI-Therapie: Magnesium im Auge behalten!
Seit 2006 wurden mehrere Fälle einer symptomatischen Erniedrigung des Magnesiumspiegels unter der Behandlung mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI) veröffentlicht. Die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) geht nach Auswertung von 50 Fällen inzwischen von einem kausalen Zusammenhang aus, der auch teilweise durch das Ab- und Wiederansetzen der PPI belegt werden konnte.
Magnesiummangel unter PPI: Diuretikum und Digitalis erhöhen das Risiko
Als wesentlicher Risikofaktor gilt die Therapiedauer: Alle Betroffenen hatten die Magenschützer länger als drei Monate eingenommen. Auch die gleichzeitige Therapie mit Medikamenten, die den Magnesiumspiegel senken können, z.B. Diuretika, erhöht die Gefahr einer Hypomagnesiämie.
Zu beachten ist darüber hinaus die Einnahme von Digitalis: Ein Magnesiummangel unter Digitalis erhöht das Risiko von Herzrhythmusstörungen. Eine Magnesiumsubstitution führte bei einem Viertel der betroffenen Patienten zu keiner Besserung, sodass der PPI dauerhaft abgesetzt werden musste.
Weniger Magnesium intestinal resobiert?
Wie häufig mit einer Erniedrigung des Magnesiumspiegels während einer PPI-Therapie zu rechnen ist, lässt sich noch nicht beantworten. Auch der Mechanismus der Elektrolytverschiebung ist unklar, schreiben Dr. Mariam Ujeyl von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und Kollegen in "Arzneiverordnung in der Praxis".
Ein renaler Verlust scheint unwahrscheinlich, da die Magnesiumausscheidung im Urin unter PPI deutlich erniedrigt ist. Vermutet wird daher eine verringerte intestinale Aufnahme. In Deutschland sind bisher keine derartigen Fälle erfasst, allerdings gibt es einige Berichte über typische Symptome, die auf eine – nicht untersuchte – Hypomagnesiämie hindeuten.
Fazit: Bei PPI-Langzeitbehandlung Magnesium bestimmen!
Das Defizit kann zu Tremor, Parästhesien, Muskelspasmen, Lethargie, Krampfanfällen und Herzrhythmusstörungen führen. Die Kollegen aus Berlin empfehlen daher, bei solchen Zeichen unter PPI-Langzeitbehandlung das Magnesium zu bestimmen. Die US-Experten raten zu regelmässigen Kontrollen bei absehbar langfristiger Therapie mit einem PPI und bei Komedikation mit potenziell magnesiumsenkenden Präparaten.
Quelle: Mariam Ujeyl et al., Arzneiverordnung in der Praxis 2012; 39: 90-91