Medical Tribune
11. Sept. 2012

Bandscheibenoperation besser als konservative Massnahmen?

An der Untersuchung nahmen 173 Patienten teil, die seit mindestens einem Jahr an chronischen Rückenschmerzen litten. Zudem fanden sich bei allen Verschleissbefunde in einem oder zwei lumbalen Segmenten. Ausserdem lag eine zumindest mässige Beeinträchtigung gemäss Oswestry-Skala vor (≥ 30 Punkte) vor.

Ergebnisse nach Op.
nur wenig besser

Die Studienteilnehmer wurden randomisiert entweder operativ mit einer Bandscheibenprothese versorgt oder erhielten eine multidisziplinäre Rehabilitation über 12-15 Tage. Als Zielparameter galten die Bewertung von Beeinträchtigungen (Oswestry-Skala), ferner die Schmerzstärke, Lebensqualität (SF-36, EuroQol), Bewegungsängste (FABQ), Selbstwirksamkeit, Arbeitsstatus (Wiederaufnahme der Arbeit), Zufriedenheit und Medikamentengebrauch.

Nach zweijähriger Beobachtungszeit zeigten die Operierten geringfügig bessere Ergebnisse hinsichtlich der Beurteilung von Beeinträchtigungen (Unterschied von 8,4 Punkten auf der Oswestry-Skala), Zufriedenheit, körperlichen Gesichtspunkten der Lebenszufriedenheit und Selbstwirksamkeit. Keine Unterschiede fanden sich hingegen beim Arbeitsstatus, mentaler Lebenszufriedenheit, Bewegungsängsten und Medikamentengebrauch.

Multimodales Vorgehen 
samt Psychotherapie

Unter Abwägung von Nutzen und Risiko kann daraus keine Überlegenheit der Operation abgeleitet werden, erklärte Professor Dr. Josef Zacher vom Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie am HELIOS Klinikum Berlin-Buch auf dem 6. Allgemeinmedizin-Update-Seminar.

Insbesondere der zusätzliche Funktionsgewinn gemäss Oswestry-Skala erreichte nicht das Mindestmass von zehn Punkten, was als klinisch relevante Besserung gilt. Nach Aussage von Prof. Zacher bestätigt diese Studie, dass bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen operative Massnahmen nicht effektiver sind als ein multimodales Konzept mit psychotherapeutischer Intervention.