Schnell wieder Freude am Leben geben
Um den Erfolg einer antidepressiven Therapie adäquat beurteilen zu können, müsse man die Symptomatik differenzierter betrachten, als das mit den etablierten Rating-Skalen möglich sei, plädierte Professor Dr. Guy Goodwin von der Universität Oxford für eine individualisierte Sichtweise.
Aussen vor blieben im klinischen Alltag vor allem Störungen, die der Patient nur selten spontan erwähnt, wie z.B. die Unfähigkeit, Freude zu empfinden (Anhedonie), oder die gefühlsmässige Indifferenz ("emotional blunting"), erklärte der Experte im Rahmen des 28. Kongresses des Collegium Internationale Neuro-Psychopharmacologicum (CINP).
Dass die Response dieser Symptome allem Anschein nach auch vom pharmakodynamischen Profil des verordneten Medikaments abhängt, demonstrierte Prof. Goodwin anhand aktueller Daten zu Agomelatin (Valdoxan®). Der Wirkmechanismus dieses Antidepressivums zielt nicht wie bei den SSRI* und SNRI** auf die Monoamin-Dysbalance ab, sondern auf die ebenso pathognomische zirkadiane Dysregulation. Im doppelblinden Vergleich habe die Anhedonie signifikant besser auf Agomelatin angesprochen als auf den SNRI Venlafaxin – und das bereits in der ersten Behandlungswoche.
Die zirkadiane Dysregulation im Fokus
Eine emotionale Abstumpfung der Patienten ist nach Aussage von Prof. Goodwin wohl weniger als ein Krankheitssymptom einzuschätzen denn als Nebenwirkung einer serotonergen Therapie. Dafür spreche, dass Betroffene nach Absetzen eines SSRI rasch ihre emotionale Interaktionsfähigkeit wiedererlangten. Zudem seien laut einer Subgruppenanalyse eines doppelblinden Vergleichs in der Agomelatingruppe in der Remission signifikant seltener Merkmale einer emotionalen Indifferenz festgestellt worden als in der Escitalopramgruppe.
* selektive Serotonin-Wiederaufnahmeinhibitoren
** selektive Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahmeinhibitoren
Quelle: Satellitensymposium des Unternehmens Servier, 28. Kongress des Collegium Internationale Neuro-Psychopharmacologicum, Stockholm, 2012