Fieber-Zucker-Schluck-Protokoll für die Stroke-Unit
In den ersten Tagen nach einem Apoplex entwickeln bis zu 50 % der Patienten Temperaturen über 37,5° C, 68 % weisen erhöhte Blutzuckerwerte auf und – je nach Studie – bis zu 79 % Schluckstörungen. Auf einer Stroke Unit ist es daher selbstverständlich, auf diese Parameter zu achten bzw. sie zu kontrollieren.
Australische Studie prüfte Effektivität des Protokolls
Was es für den Patienten bringt, dies nach einem festen Pflege- und Behandlungsprotokoll zu tun, wurde in der Studie "Quality in Acute Stroke Care" untersucht. Dieses Protokoll galt für die ersten 72 Stunden nach dem Apoplex und beinhaltete u.a.:
- Temperaturkontrolle alle vier Stunden und Gabe von Paracetamol bei Messwerten über 37,5ºC.
- Blutzuckermessung alle 1–6 Stunden, Kochsalzinfusionen bei Werten von 8–11 mmol/l (Diabetiker) bzw. 8–16 mmol/l (Nicht-Diabetiker); ab BZ-Werten von 11 bzw. 16 mmol/l Insulininfusion innerhalb der ersten 48 Stunden.
- Schluckdiagnostik innerhalb der ersten 24 Stunden durch darin geschultes und geprüftes Pflegepersonal, bei Auffälligkeiten Diagnostik durch Logopäden.
An der australischen Studie nahmen insgesamt 19 Stroke Units mit knapp 1700 Patienten teil. Zehn Einrichtungen hielten sich an das vorgegebene Pflege- bzw. Behandlungsprotokoll, neun hatten keine streng festgelegte Marschrichtung, beachteten aber die üblichen Therapieregeln, berichtete Professor Dr. Joachim Röther von der Neurologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona in Hamburg.
Frappierender Effekt des starren Schemas erkennbar
Das Studienergebnis war, so Prof. Röther, "frappierend". Schlaganfallpatienten, die auf der Stroke Unit nach festem Schema behandelt wurden, wiesen nach 90 Tagen eine signifikant geringere Mortalität und Abhängigkeit auf als die Vergleichspatienten, auch ihre Lebensqualität lag gemessen am SF-36 deutlich höher. Dies galt sowohl für Patienten mit mildem, als auch für solche mit schwerem Schlaganfall. Die Number needed to treat lag bei lediglich 6,4.
Die Arbeit zeigt, dass man trotz aller Zertifizierungsmassnahmen und Qualitätskontrollen auf der Stroke Unit die Dinge immer wieder thematisieren muss, betonte der Kollege. Dies sei vor allem deshalb von Bedeutung, weil es immer wieder Veränderungen bei der ärztlichen "Besetzung" und dem Pflegepersonal gebe.
Quelle: 4. Neurologie-Update-Seminar in Mainz 2012