Medical Tribune
27. Okt. 2012Rheumatoide Arthritis

Positiven Rheumfaktor unbedingt weiter verfolgen!

Vor rund 30 Jahren, zwischen 1981 und 1983, nahmen Wissenschaftler von 9712 Dänen Blutproben. Die Probanden waren zwischen 20 und 100 Jahre alt und litten nicht an einer rheumatoiden Arthritis (RA). Die Beobachtungszeit dieser Studie endete im August 2010.

Initial unterschieden sich die Werte der Rheumafaktoren nicht wesentlich in den Altersgruppen. Das Ergebnis der prospektiven Kohortenstudie: Innerhalb von knapp 188 000 Personenjahren entwickelten 183 Studienteilnehmer eine RA. Dabei erhöhte eine Verdopplung des Rheumafaktors das Risiko um das 3,3-Fache.

Rheumafaktor erhöht Risiko für autoimmune Rheumaerkrankungen

In vergleichbarem Mass stieg auch die Gefahr für andere autoimmune rheumatische Erkrankungen. Die kumulative Inzidenz der RA wuchs mit der Höhe der Werte. Verglichen mit einem Spiegel unter 25 IU/ml 
betrug die adjustierte HR bei Rheumafaktoren zwischen 25 und 50 IU/ml 3,6.

Im Bereich von 50,1 bis 100 IU/ml kletterte die HR auf 6,0 und bei Werten über 100 IU/ml lag sie schliesslich bei 26. Das grösste absolute 10-Jahres-Risiko von 32 % hatten Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren mit einer Raucheranamnese und Rheuma-Faktor-Werten über 100 IU/ml.

Erhöhter Rheumafaktor - Zum Rheumatologen überweisen!

Die Autoren bedauern, dass keine Informationen über Antikörper gegen anticitrulliniertes Protein vorlagen. Eine Untersuchung zum möglichen Zusammenhang zwischen diesem Marker und der Entwicklung einer späteren RA wäre wünschenswert. Bis dahin raten aber Sune Nielsen von der Abteilung für klinische Biochemie am Herlev Hospital der Universität Kopenhagen und Kollegen im "British Medical Journal" dazu, bei erhöhtem Rheumafaktor früh zum Spezialisten zu überweisen und klinische Zeichen einer Arthritis zu prüfen.1

Professor Dr. Julia Simard von der Klinischen Epidemiologie des Karolinska-Instituts in Stockholm und Kollegin haben Zweifel am praktischen Nutzen dieser Studienresultate. Denn die Bestimmung des Rheumafaktors basiert in der Regel bereits auf einem klinischen Verdacht. Zufällige positive Befunde, die anschliessend weiterverfolgt werden, dürften daher die Ausnahme sein, heisst es in der gleichen Fachzeitschrift.2

1. Sune F. Nielsen et al., BMJ 2012; online first;

2. Julia F. Simard et al., a.a.O., online first