Medical Tribune
16. Nov. 2015

Jeder dritte Goth verletzt sich selbst

Schwarze Kleidung, dunkle Haare, schwarz-weisses Make-up: Gothics erkennt man auf den ersten Blick. Ob dieser Lebensstil auch mit dunklen Gedanken assoziiert ist, untersuchte jetzt eine britische Forschergruppe. Dazu wertete sie die Daten von ca. 3700 jungen Leuten aus.

Alle Teilnehmer wurden im Alter von 15 Jahren befragt, ob und in welchem Grad sie sich mit der Gothic-Szene identifizierten. Drei Jahre später prüften die Wissenschaftler, ob Anzeichen einer Depression vorlagen oder sich die jungen Menschen selbst verletzten. 18 % der Teenager, die sich der Subkultur stark zugehörig fühlten, zeigten im Alter von 18 Jahren depressive Symptome.

37 % gaben an, sich vorsätzlich Verletzungen zuzufügen. In der Gruppe der Nichtgothics lagen die Raten bei 6  bzw. 10 %. Dabei war die Wahrscheinlichkeit für die psychischen Störungen umso höher, je mehr sich die Jugendlichen als Gothic eingestuft hatten. 

Die Erstautorin Dr. Lucy Bowes von der University of Oxford betont jedoch, die Studie zeige keinerlei Hinweise darauf, dass die Identifikation als Gothic die Depression beziehungsweise Selbstverletzung verursache. Vielmehr vermuten die Wissenschaftler, dass gerade Teenager mit der Tendenz zu depressiven Stimmungen oder zu selbstzerstörerischen Verhaltensweisen von der Gothic-Szene angezogen werden. Denn in der Subkultur finden sich viele junge Menschen, die im “normalen” sozialen Umfeld schlechte Erfahrungen gesammelt haben bzw. immer wieder anecken.

Quelle: Lucy Bowes et al., The Lancet Psychiatry, Vol. 2, No. 9, p793–800; DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S2215-0366(15)00164-9