Medical Tribune
30. Apr. 2024Gemüse für das Mikrobiom

Ernährung im Kleinkindalter beeinflusst Risiko für entzündliche Darmerkrankungen

Die Rolle der Ernährung bei der Entwicklung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) ist bei Erwachsenen gut erforscht. Schwedische Wissenschaftler haben nun untersucht, ob ähnliche Zusammenhänge auch bei Kindern bestehen.

Niedliche kleine Baby trägt Lätzchen beim Essen auf weißem Hintergrund
New Africa/stock.adobe.com
Eine gesunde und aus­gewogene Ernährung dürfte auch bei Klein­kindern der Darmgesundheit zugute kommen.

Umweltfaktoren, die während des gesamten Lebens auf den Organismus einwirken, spielen eine massgebliche Rolle bei der Entstehung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Dazu gehören unter anderem die Ernährungsgewohnheiten: Schädlich für den Darm dürften nämlich unter anderem eine hohe Zufuhr von

  • Zucker,
  • Fetten und
  • rotem Fleisch

sein. Im Gegensatz dazu wirkt ein häufiger Verzehr von

  • Früchten,
  • Gemüse und
  • Fisch

protektiv gegen CED.

Ernährungsgewohnheiten zwischen einem und drei Jahren zählen bereits

Eine schwedische Forschergruppe untersuchte nun, ob diese Ernährungsfaktoren sich bereits im Kleinkindalter auf die spätere Entstehung von entzündlichen Darmerkrankungen auswirken. Dazu analysierten sie Daten aus zwei Kohortenstudien aus Schweden und Norwegen (1).

Mithilfe von Fragebögen zu Essgewohnheiten der Kinder im Alter von einem und drei Jahren bewerteten die Autoren die Qualität der Ernährung. Dabei wurden unter anderem der Verzehr von Fleisch, Fisch, Getreide, Früchten, Gemüse und gesüssten Getränken erfasst. Das Follow-up erstreckte sich über median 21,3 bzw. 15,2 Jahre. Von den 81.280 Teilnehmern erhielten 307 im Verlauf die Diagnose einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Eine mittlere oder hohe Qualität der Ernährung bei einjährigen Kindern reduzierte das Risiko für CED im Vergleich zu einer niedrigen Qualität um 25 Prozent.

Kinder, die viel Gemüse und Fisch assen, hatten ebenfalls ein geringeres Risiko für M. Crohn oder Colitis ulcerosa (Hazard Ratio, HR, 0,66).

Beim Konsum gesüsster Getränke stellten die Forscher hingegen den gegenteiligen Effekt fest (HR 1,42). Im Alter von drei Jahren zeigte sich keine Assoziation zwischen Ernährung und CED mehr.

Mikrobiom spielt Schlüsselrolle

Die Autoren betonen, dass die Ernährung in den frühen Lebensjahren für die Entwicklung des Mikrobioms und der Immuntoleranz entscheidend ist. Das Mikrobiom dürfte für sie dabei eine Schlüsselrolle bei der Pathogenese von CED spielen.

Obwohl ein kausaler Zusammenhang zwischen der Ernährung im Kindesalter und dem Auftreten von CED bisher nicht nachgewiesen ist, halten Professor Dr. Ashwin Ananthakrishnan von der Harvard Medical School in Boston in ihrem Kommentar solche Empfehlungen für sinnvoll. Schliesslich hat eine ausgewogene Ernährung nachweislich positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und fördert ein längeres und gesünderes Leben.