Medical Tribune
22. Dez. 2023Ein Löffelchen PPI … Protonenpumpenhemmer erhöhen bei Kleinkindern das Infektionsrisiko

Wie unbedenklich sind Protonenpumpenhemmer bei Säuglingen und Kleinkindern?

Immer mehr Säuglinge und Kleinkinder erhalten Protonenpumpenhemmer (PPI); viele davon wahrscheinlich nicht immer begründet. Dabei erhöhen die PPI ihr Infektionsrisiko, wie französische Wissenschaftler zeigen konnten.

Protonenpumpenhemmer werden Kleinkindern häufig in wasserlöslicher Form verschrieben, damit sie z.B. in Saft gerührt werden können.
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Protonenpumpenhemmer werden Kleinkindern häufig in wasserlöslicher Form verschrieben, damit sie z.B. in Saft gerührt werden können.

Protonenpumpenhemmer (PPI) reduzieren wirksam die Magensäuresekretion und sind eine der wichtigsten Behandlungen der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD).

Einsatz von Protonenpumpenhemmern bei unter Zweijährigen verdoppelte sich fast

Die Verabreichung von Protonenpumpenhemmern an kleine Kinder ist keine Seltenheit mehr: Im Jahr 2019 erhielten beispielsweise 6,1 Prozent der unter Zweijährigen in Frankreich eine solche Medikation. Vor zehn Jahren lag dieser Wert hingegen noch bei 3,6 Prozent.

Dies geht aus einer Studie von Dr. Marion Lassalle und ihrem Team von EPI-PHARE hervor, einem gemeinsamen Projekt der französischen Arzneimittelbehörde und der nationalen Krankenkasse CNAM (1).

Erhebliche Anstiege bei der Verschreibung von Protonenpumpenhemmern wurden auch in Schweden, Norwegen und Dänemark festgestellt, berichten die Autoren.

Bei Säuglingen ähnelt der unkomplizierte gastroösophageale Reflux oft dem GERD

Bei Säuglingen kann die gastroösophageale Refluxkrankheit den Symptomen des unkomplizierten gastroösophagealen Reflux ähneln. Dieser physiologische Prozess geht mit dem Aufstossen von Liegebabys einher. Bis zu 70 Prozent der Säuglinge im Alter von 3 bis 4 Monaten sind davon betroffen; bis zum Alter von 12 Monaten hören die Symptome jedoch im Zuge des Stehens und Gehen spontan auf.

Der unkomplizierte gastroösophageale Reflux erfordert keine PPI-Behandlung. Dennoch Dennoch setzen Ärzte offenbar zunehmend Protonenpumpenhemmer ein, um die unbedenklichen Refluxsymptome zu behandeln.

Schwere Infekte bei mit Protonenpumpenhemmer-behandelten Kindern häufiger

Dies hat jedoch oft negative Konsequenzen. Die Wissenschaftler analysierten die Daten von rund 1,26 Millionen Kindern über einen Zeitraum von durchschnittlich 3,8 Jahren, basierend auf den Einträgen des französischen EPI-MERES-Registers. Alle Kinder wurden aufgrund von Magensäureproblemen behandelt, wobei fast die Hälfte von ihnen PPI eingenommen hatte.

Die Verwendung von Protonenpumpenhemmern war mit einem erhöhten Risiko für schwere virale oder bakterielle Infektionen verbunden (Hazard Ratio, HR, 1,34). Dies galt insbesondere für Infektionen des Verdauungstrakts (HR 1,52), des Nervensystems (HR 1,31) und des HNO-Bereichs (HR 1,47).

Warum es mit Protonenpumpenhemmern zu diesen Nebenwirkungen kommen kann, ist noch unklar. Es wird über Veränderungen des Mikrobioms, direkte Auswirkungen auf das Immunsystem und Mikroaspirationen diskutiert. Unabhängig davon betonen die Autoren, dass Protonenpumpenhemmer in dieser Altersgruppe nur bei eindeutiger Indikation verschrieben werden sollten.