Medical Tribune
8. Dez. 2023Dunkle Aussichten

Melanome gefährden auch Kinder und Jugendliche

Bei Verdacht auf Hautveränderungen bei Kindern und Jugendlichen ist eine gründliche Untersuchung ratsam. Denn obwohl nur in einem von hundert Fällen maligne Melanome gefunden werden, ist die Prognose in jungen Jahren oft schlecht.

Maligne Melanome sind bei jungen Menschen zwar selten, haben aber häufig eine schlechte Prognose.
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Es gibt bisher nur wenige Daten zu Melanomen, die im Kindes- und Jugendalter auftreten. Ein italienisches Forscherteam hat daher 213 Publikationen analysiert, um mehr über Sterblichkeit und progressionsfreies Überleben bei Melanomen in diesen Altersgruppen zu erfahren (1).

Die meisten dieser Publikationen waren Einzelfallberichte. Die Wissenschaftler haben einerseits Daten zu Tumoren betrachtet, für die Informationen zur Naevus-Assoziation vorlagen, und andererseits solche, für die ein histologischer Befund vorhanden war.

Vier von zehn Melanomen waren mit Naevi assoziiert

Superfiziell spreitende Melanome waren bei Kindern und Jugendlichen am häufigsten (43 %), gefolgt von nodulären (27 %) und spitzoiden Melanomen (20 %). Etwa 40 Prozent der Fälle hatten eine Naevus-Assoziation, bei etwas mehr als einem Viertel bestand dabei ein Zusammenhang mit kongenitalen Naevi, oft Riesennaevi.

Naevus-assoziierte Melanome (NAM) mit verfügbaren Histologie-Ergebnissen waren zu etwa gleichen Teilen noduläre (NM) oder superfiziell spreitende Melanome (SSM). Erstere entstanden eher aus kongenitalen, letztere aus erworbenen Naevi. Spitzoide Tumoren waren seltener mit Naevi assoziiert, 80 Prozent galten als De-novo-Läsionen.

Bis zum 10. Lebensjahr machten spitzoide Melanome etwa ein Drittel der Fälle aus, danach nur noch etwa ein Zehntel. NAM traten bei fast der Hälfte der jüngeren Kinder auf, bei den älteren bei knapp einem Drittel. SSM wurden mit zunehmendem Alter häufiger diagnostiziert.

Noduläre und spitzoide Melanome häufiger invasiv

Mehr als jedes fünfte Kind hatte zum Zeitpunkt der Diagnose bereits lokale Tochtergeschwulste, Lymphknoten- oder Fernmetastasen. Bei jedem dritten Kind streute der Krebs, im Durchschnitt nach zwölf Monaten. Jeder vierte junge Patient starb an der Erkrankung.

Im Vergleich zu SSM waren noduläre und spitzoide Melanome häufiger invasiv und ulzerierten. Zudem neigten sie eher zum Fortschreiten der Krankheit. Spitzoide Melanome breiteten sich meist nur bis zu den Lymphknoten aus, das Risiko für Sterblichkeit war deutlich geringer als bei nodulären Melanomen. Bei Patienten mit Metastasen hatten diejenigen mit spitzoiden Naevi sogar die niedrigste krebsspezifische Sterblichkeit.

Was die Naevus-Assoziation betrifft, gab es keine signifikanten Unterschiede im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben. Bei Naevus-Assoziation schien vor allem die kongenitale Variante relevant zu sein. Obwohl De-novo-Melanome und kongenitale NAM ähnlich häufig metastasierten, traten Fernmetastasen hauptsächlich bei kongenitalen NAM auf. Das Risiko für Sterblichkeit war bei diesen Patienten am höchsten.

Drei typische Arten von Melanomen bei Kindern

  • Superfiziell spreitende Melanome treten meist in einem Alter von zehn Jahren auf und sind bei einem von vier Patienten mit einem erworbenen Naevus assoziiert. Ihr Verhalten ähnelt dem bei Erwachsenen.
  • Noduläre Melanome bilden sich meist früh in der Kindheit und stehen in einem Drittel der Fälle mit einem kongenitalen Naevus in Verbindung. Sie zeigen von Anfang an ein aggressives Verhalten.
  • Spitzoide Melanome entstehen de novo vor dem 10. Lebensjahr. Sie sind in der Regel dicker und häufiger mit einer Lymphknoten­beteiligung verbunden. Sie wachsen oft eher langsam und haben eine gute Prognose.