Medical Tribune
23. Jan. 2023Emulsionen, Cremes oder gemischte Zubereitungsformen?

Neurodermitis durch Eincremen verhindern – aber womit?

Bei Kindern mit hohem Risiko für eine atopische Dermatitis lässt sich ein Ausbruch der Hautmanifestationen durch die Befeuchtung der Haut mit Emollienzien vorbeugen. Einer chinesischen Studie zufolge scheinen Emulsionen dabei besser zu wirken als Cremes oder Mischprodukte.

Präventives Einschmieren kann Neurodermitis bei Kindern verhindernbackground
Valeriia Titarenko/gettyimages

Mittlerweile steht ausser Frage, dass ein präventives häufiges Eincremen von Säuglingen die Entwicklung eines atopischen Ekzems verhindern kann. Eine amerikanische Untersuchung aus dem Jahre 2014 hatte etwa gezeigt, dass bei Kindern aus Familien mit hohem Neurodermitisrisiko die Erkrankung um rund 50 Prozent reduziert werden konnte, wenn die Säuglinge ab der vierten Lebenswoche zumindest einmal täglich eingecremt wurden (1). In der Studie schnitten jedoch alle Emollienzien gleich gut ab.

Ob es nicht doch einen Unterschied ergibt, ob Emulsionen, Cremes oder gemischte Zubereitungsformen verwendet werden, hat nun eine Gruppe Chinesischer Wissenschaftler nun systematisch mittels einem Studienreview mit Metaanalyse untersucht (2).

Emulsionen am wirksamsten, aber möglicherweise mit mehr Nebenwirkungen verbunden

Einbezogen wurden elf randomisierte kontrollierte Arbeiten mit zusammen 3.483 Patienten. Die gepoolte Auswertung bestätigte die bisherige Einschätzung, wonach die frühzeitige Anwendung pflegender Externa der Manifestation einer atopischen Dermatitis bei jungen Hochrisikopatienten wirksam verbeugt. Alle drei Zubereitungsformen (Creme, Emulsion und gemischter Typ) konnten dabei den Ausbruch der Erkrankung verhindern.

Das Ergebnis der Netzwerk-Metaanalyse spricht allerdings für eine Überlegenheit der Emulsionen. Gemessen anhand der Fläche unter der Kurve beim kumulativen Ranking (SUCRA) erzielten die Emulsionen das beste Ergebnis mit 82,6 Prozent für die Gesamtpopulation, 78 Prozent für Hochrisikopatienten und 79,2 Prozent für Probanden, die sich bereits gegen Nahrungsmittel sensibilisiert hatten. Allerdings traten unter der Ekzem-Prophylaxe auch mehr Nebenwirkungen wie Hautinfektionen, irritative Kontaktekzeme und Miliaria rubra auf.

Ausserdem ist die Aussagekraft der Metaanalyse eingeschränkt, betonen die Autoren. So wurden die geprüften Emollienzien nicht direkt miteinander verglichen, sondern jeweils mit keiner Behandlung oder einer Standardversorgung. Ferner hat ein Teil der Studien ein hohes Verzerrungsrisiko und die Beobachtungszeiträume sind sehr unterschiedlich.

Eincremen, egal womit

Die Autoren resümieren daher, dass das frühzeitige Eincremen von Säuglingen als Neurodermitisprophylaxe sinnvoll ist. Ob Emulsionen wirksamer sind als andere Darreichungsformen der Feuchtigkeit muss für sie noch in weiteren Studien geklärt werden.

Referenzen
  1. Simpson EL et al. Emollient enhancement of the skin barrier from birth offers effective atopic dermatitis prevention. J Allergy Clin Immunol. 2014 Oct;134(4):818-23. doi: 10.1016/j.jaci.2014.08.005. 
  2. Liang J et al. Systematic review and network meta-analysis of different types of emollient for the prevention of atopic dermatitis in infants. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2022 Nov 23. doi: 10.1111/jdv.18688