Medical Tribune
26. Jan. 2018Gluten-Antikörpern

Zöliakie-Kindern die Biopsie ersparen

Etwa 1 % der Kinder und Jugendlichen in Europa leiden unter einer Zöliakie. Im Verdachtsfall werden Autoantikörper gegen Gewebs-Transglutaminase (tTGA-IgA) bestimmt. Sind diese deutlich erhöht, galt eine Zöliakie zwar als sehr wahrscheinlich – Goldstandard blieb aber lange Zeit die Dünndarmbiopsie mit Nachweis der Zottenatrophie.

Die Europäische Gesellschaft für Kindergastroenterologie hat schon 2012 vorgeschlagen, bei Kindern mit sehr hohen tTGA-IgA-Spiegeln unter bestimmten Umständen auf die belastende Biopsie zu verzichten. Dazu gehörten eine typische Symptomatik, der Nachweis weiterer Autoantikörper (EMA-IgA) und genetischer Risikomarker (HLA-DQ2/DQ8). Es herrschte aber grosse Unsicherheit, ob der Verzicht auf die Magenspiegelung nicht zu einer erhöhten Zahl falscher Diagnosen und unnützer Therapien führt.

Zusätzliche genetische Analysen überflüssig

Damit könnte jetzt Schluss sein: In der ProCeDE-Studie wurden klinische Daten, Labor- und Gewebeproben von mehr als 700 Kindern und Jugendlichen mit positiven Zöliakie-Antikörpern gesammelt. Dabei zeigte sich: Die Kombination aus sehr hohen tTGA-IgA-Werten (mindestens 10-fache Norm) und einem positiven Nachweis von EMA-IgA in einer zweiten Blutprobe erlaubt bei symptomatischen Kindern eine sichere Zöliakie-Diagnose. Die Magenspiegelung ist damit verzichtbar. Das Ergebnis war unabhängig von den verwendeten Antikörper-Tests. Alle Kinder, die die Kriterien erfüllten, wiesen auch das entsprechende genetische Risikoprofil auf, sodass zusätzliche genetische Analysen überflüssig sind. Die Bestimmung weiterer Autoantikörper (z. B. gegen deaminierte Gliadinpeptide) brachte keinen Zusatznutzen.

Ergebnisse nicht eins zu eins auf Erwachsene übertragbar

Bei gering oder mittelstark erhöhten tTGA-IgA-Werten wird auch weiterhin eine Magenspiegelung zur Diagnosesicherung empfohlen. Auf asymptomatische Kinder oder Erwachsene lassen sich die Ergebnisse nicht eins zu eins übertragen.

Werkstetter KJ et al. Gastroenterology 2017; online first.