Medical Tribune
13. Okt. 2012Rezidivierende Bauchschmerzen

Bauchschmerz-Kindern 
helfen oft Laxanzien

Als rezidivierend gelten Bauchschmerzen, wenn sie über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten immer wiederkehren. In Deutschland sind etwa 12 bis 15 % der Patienten in der Kinderarztpraxis davon betroffen – über alle Altersgruppen, berichtete Professor Dr. Stefan Wirth vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Wuppertal. Viele Eltern tippen auf eine seelische Ursache – in einer aktuellen Studie baten 15 % von ihnen um psychologische Unterstützung für ihr Kind.

Zuerst organische Ursache der Bauchschmerzen ausschliessen

Doch was steckt wirklich hinter den kindlichen Bauchschmerzen? In einer Untersuchung mit 200 Kindern wurde in 26 % der Fälle eine somatische Ursache gefunden. Dabei werteten die Autoren nur Diagnosen als relevant, deren Behandlung zu einer mindes­tens sechs Monate anhaltenden Schmerzfreiheit geführt hatte.

Am häufigsten lag eine Fruktose- oder Laktosemalabsorption vor (bei 27 % bzw. 64 % der entsprechend untersuchten Kinder). Ein positiver Keimnachweis (z.B. für Yersinien, Campylobacter oder Lamblien) gelang mittels Stuhlkultur oder Serologie bei gut einem Drittel der Patienten, etwa jeder zehnte beherbergte H. pylori.

In rund 13 % der Fälle wurden die Beschwerden auf eine im RAST bestätigte Nahrungsmittelallergie zurückgeführt, 0,5 % der Kinder hatten eine Zöliakie, die bekanntlich trotz glutenfreier Diät mit funktionellen Magendarmbeschwerden einhergehen kann.

Mit Probiotika nicht zu lange aufhalten

Als eigentliche Schmerzursache erwies sich aber offenbar in vielen Fällen eine (latente) Obstipation: Die Studienautoren hatten pragmatisch 113 ihrer 200 Patienten mit Laxanzien behandelt, 81 % wurden daraufhin beschwerdefrei, berechnet auf die Gesamtgruppe entspräche dies einer Erfolgsrate von 46 %.

Seit Längerem kontrovers diskutiert wird, ob Kinder mit funktioneller Verstopfung von der Gabe von Probiotika profitieren. Auch aktuelle Analysen kommen hier zu widersprüchlichen Ergebnissen. Prof. Wirth hält einen Versuch mit Probiotika bei nicht allzu ausgeprägten Beschwerden für gerechtfertigt.

Man sollte sich damit allerdings nicht zu lang aufhalten mit Probiotika und rechtzeitig auf Laxanzien wie Polyethylenglykol setzen, das sich in einer Cochrane-Analyse der traditionell verwendeten Laktulose eindeutig überlegen gezeigt hat. Eventuell kann eine Kombination mit konditionierender Verhaltenstherapie den Erfolg noch steigern.

Quelle: 5. Pädiatrie-Update-Seminar, Wiesbaden, 2012