Medical Tribune
17. Juni 2024Risiko für hämorrhagische Insulte insbesondere bei Patienten nach Schlaganfall erhöht

Statin-Nebenwirkung Schlaganfall

Die Nebenwirkungen von Statinen reichen von Muskelschmerzen bis zu einem leicht erhöhten Diabetesrisiko. Eine neue Studie bestätigt, dass auch das Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls unter der LDL-senkenden Therapie leicht erhöht ist. Und zwar besonders bei Patienten mit einer bereits bestehenden zerebrovaskulären Erkrankung.

Die Statin-Therapie ist mit einem leicht erhöhten Schlaganfall-Risiko verbunden.
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Ob Statine das Schlaganfall-Risiko erhöhen, ist derzeit noch umstritten.

Um diese Frage weiter aufzuklären, analysierten Wissenschaftler aus der Schweiz und Italien 48 randomisierte klinische Studien zu Statinbehandlungen und anderen lipidsenkenden Therapien mit mindestens 1.000 Teilnehmern und einer Beobachtungszeit von mehr als zwei Jahren (1).

Sie prüften dabei den Einfluss der LDL-Senkung durch Statine, Ezetimib und PCSK9-Hemmer sowie die Wirkung der Triglyzeridreduktion durch Fibrate und Omega-3-Fettsäuren.

Kein Unterschied bei anderen Lipidsenkern

Die Forscher stellten einen leichten Anstieg der hämorrhagischen Schlaganfälle unter LDL-reduzierender Therapie fest (Risk Ratio, RR, 1,16). Dies lag am erhöhten Risiko unter Statinen (RR 1,17), wie Sylvain Bétrisey vom Inselspital Bern und seine Koautoren berichten.

Bei Patienten mit einem früheren Schlaganfall war das Risiko bei dieser Wirkstoffgruppe noch höher (RR 1,46). Auch bei Teilnehmern über 65 Jahren stieg die Gefahr unter Statintherapie (RR 1,34).

Ezetimib, PCSK9-Inhibitoren und triglyzeridsenkende Wirkstoffe zeigten keinen signifikanten Unterschied. Die Wissenschaftler betonen, dass trotz der erhöhten Gefahr für hämorrhagische Schlaganfälle das absolute Risiko gering bleibt. Daher überwiegt der Vorteil der Prävention ischämischer Insulte, und Statine sollten weiterhin eingesetzt werden, wenn sie indiziert sind.

Zu wenige Patienten mit Hirnblutung berücksichtigt

Die Autoren eines begleitenden Kommentars zur Studie weisen darauf hin, dass die Metaanalyse die Kontroverse um den Einsatz von Statinen bei Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall in der Anamnese nicht beendet (2).

Nur drei der 48 Studien machten Angaben zu Teilnehmern mit hämorrhagischem Insult als Komorbidität. Sieben Studien schlossen solche Patienten aus, 38 nannten dazu keine Zahlen. Somit hatten nur 250 von insgesamt 405.285 Teilnehmern nachweislich ein solches Ereignis.

Auch der fehlende Zusammenhang zwischen Nicht-Statin-Lipidsenkern und Schlaganfallrisiko ist wegen der geringeren Anzahl an Studien (15 vs. 33 mit Statinen) nicht gesichert.