Medical Tribune
25. Feb. 2024Jeder Arm ist anders

Blutdruck nur mit geeigneter Manschette messen!

Ist die Manschette des Blutdruckmessgerätes zu gross oder zu klein, kann das für falsche Ergebnisse sorgen. Um genaue Werte zu erhalten, sollte man sich daher nicht auf die Standardgrösse verlassen.

Doctor measuring blood pressure of man at table indoors, closeup
New Africa/stock.adobe.com
Nicht nur die Position, auch die richtige Manschettengrösse ist wichtig für verlässliche Werte.

Bei der Blutdruckmessung wird oft eine Manschette in Standardgrösse verwendet, unabhängig vom Armumfang des Patienten.

US-amerikanische Forscher haben untersucht, wie sich verschiedene Manschettengrössen auf die Messergebnisse auswirken (1). In ihrer Studie nahmen 195 Freiwillige teil, von denen mehr als die Hälfte an Hypertonie litt.

Fehlmessungen vor allem bei grösserem Armumfang

Die Wissenschaftler führten insgesamt vier Blutdruckmessungen mit automatischen Messgeräten (Oszillationsprinzip) durch. Für die ersten drei Messungen wurde jeweils zufällig eine passende Manschettengrösse, eine zu kleine und eine zu grosse Manschette verwendet. Die abschliessende vierte Messung erfolgte wieder mit der passenden Grösse.

Es stellte sich heraus, dass bei Personen, für die eigentlich eine kleine Manschette erforderlich gewesen wäre, die Verwendung der Standardgrösse zu einem falsch niedrigen systolischen Druck führte, der im Durchschnitt um 3,6 mmHg unter dem richtigen Wert lag. Wenn eine grosse oder extra-grosse Manschette erforderlich gewesen wäre, führte die Verwendung der Standardgrösse zu falsch hohen systolischen Werten (im Durchschnitt +4,8 mmHg bzw. +19,5 mmHg).

Diese Ergebnisse galten auch in geringerem Masse für den diastolischen Druck. Die Fehlmessungen waren am deutlichsten bei Teilnehmern, bei denen anstelle der Standardgrösse die Grössen L oder XL erforderlich gewesen wären. Eine Unterscheidung nach der Höhe der systolischen Blutdruckwerte oder dem BMI führte zu keinen Veränderungen des Ergebnisses.

Grösse der Manschette stärker in den Fokus rücken

Die Ergebnisse haben eine grosse Bedeutung, da Hypertonie der Hauptfaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, betonen Dr. Mathias Lalika vom Department of Cardiovascular Medicine, Mayo Clinic College of Medicine, Rochester, und seine Kollegen in ihrem Kommentar (2). Eine blutdrucksenkende Therapie bei eigentlich gesunden Menschen kann körperliche und psychische Konsequenzen haben.

Umgekehrt verzögert sich bei tatsächlich hypertonen Menschen die Behandlung unnötig, wenn man von einem falsch niedrigen Messwert ausgeht. Da automatisierte Messgeräte in vielen Zentren und von Patienten selbst genutzt werden, sollte die Bedeutung der richtigen Manschettengrösse stärker in den Fokus gerückt werden.