Medical Tribune
30. Sept. 2023Prof. Micha Maeder über das 2. Swiss Interventional Heart Failure Meeting

«Keine One-Man-Show»

Nach der erfolgreichen Erstdurchführung im vergangenen Jahr organisierte die Medical Tribune heuer das 2. Swiss Interventional Heart Failure Meeting. Das «Who is who» der Schweizer Kardiologen nutzte den Anlass für einen intensiven Austausch.

Profilbild Prof. Micha Maeder
zVg
Prof. Micha Maeder, Kantonsspital St. Gallen

Die wissenschaftlichen Verantwortlichen um Professor Dr. Fabien Praz, Inselspital Bern, und Professor Dr. Micha Maeder, Kantonsspital St. Gallen, hatten ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. An der Veranstaltung nahmen hauptsächlich Kardiologen und vereinzelt auch Ärzte anderer Fachrichtungen teil.

Das Gros traf sich vor Ort im Kultur- und Kongresshaus in Aarau, ein kleinerer Teil verfolgte den Anlass online via Live-Stream. Im Interview mit Medical Tribune zog Prof. Maeder eine positive Bilanz.

Prof. Maeder, was war aus Ihrer Sicht das Highlight des 2. Swiss Interventional Heart Failure Meetings?

Prof. Maeder: Das Highlight war für mich nicht ein einzelner Vortrag, sondern die Tatsache, dass so viele Experten für akute und chronische Herzinsuffizienz aus der gesamten Schweiz an einem Tag zusammenkamen. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir die Rhythmologie noch besser einbinden, was aus meiner Sicht zu einer Optimierung der Diskussion geführt hat. Die Bereitschaft zum interdisziplinären Austausch unter den Teilnehmern war sehr hoch. Die Diskussionen über dieses komplexe und facettenreiche Thema waren bis zum Schluss des Tages qualitativ sehr hochstehend.

Würden Sie es begrüssen, wenn dieser Anlass weiterhin jährlich stattfinden würde? Besteht der entsprechende Bedarf bei den Kardiologen?

Ich denke, dass der Bedarf für eine jährliche Durchführung durchaus vorhanden ist. Ich persönlich würde es jedenfalls begrüssen und habe auch entsprechende Signale von Teilnehmern bekommen.

Das Thema Herzinsuffizienz ist hochaktuell und nimmt an Wichtigkeit zu. Durch die neuen Optionen behandeln wir immer mehr ältere und kränkere Patienten interventionell. Dabei ist es essenziell, dass man vor, während und nach dem Eingriff eine interdisziplinäre Zusammenarbeit auf einem hohen Niveau pflegt. Das kann niemand alleine – das ist keine One-Man-Show.

Welchen Stellenwert hat die Veranstaltung für diese interdisziplinäre Zusammenarbeit?

Es gibt zwei Ebenen der interdisziplinären Zusammenarbeit. Einerseits geht es um den Austausch zwischen den verschiedenen kardiologischen Subspezialitäten im Spital. Bei komplexen Patienten müssen diese Experten zusammenkommen, was im klinischen Alltag nicht immer einfach ist – insbesondere in grösseren Spitälern. Die andere Ebene der interdisziplinären Zusammenarbeit ist jene zwischen den Kardiologen im Spital und den Zuweisern – also den Hausärzten und den niedergelassenen Kardiologen.

Das Swiss Interventional Heart Failure Meeting ist wahrscheinlich für Hausärzte etwas weniger inter­essant als für Kardiologen. Unabhängig davon erachte ich es jedoch als sehr wichtig, dass Hausärzte und Spital-Kardiologen einen guten Kontakt pflegen. Hausärzte sollten wissen, welche interventionellen Möglichkeiten für Herzinsuffizienz-Patienten überhaupt bestehen. Zudem übernehmen sie nach einem Eingriff eine wichtige Rolle in der Nachbetreuung.

Dann gibt es also noch Verbesserungspotenzial in der interdisziplinären Zusammenarbeit?

Ja, das gibt es durchaus. Durch die zahlreichen Optionen in der interventionellen Therapie der Herzinsuffizienz besteht das Risiko, dass jeder Spezialist seine Eingriffe im stillen Kämmerlein durchführt – bei sehr beschränktem Evidenzgrad. Hier besteht ein Bedarf nach einer Abstimmung, damit weder eine Über- noch eine Unterbehandlung stattfindet. Ich hoffe, dass das Swiss Interventional Heart Failure Meeting etwas zu dieser Diskussion beisteuern kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Dr. Tobias Hottiger