Medical Tribune
1. Sept. 2015

Effektive Impfung gegen Ebola in Sicht

In mehreren Phase-1- und -2-Studien wurde der Impfstoff rVS-ZEBOV* gegen Ebola bereits getestet. Nun haben Forscher in Guinea geprüft, ob die Vakzine Risikopersonen wirklich vor der Infektion mit dem gefährlichen Virus schützt.

Sofortig oder verzögert impfen


Ebola – wo stehen wir heute?

GENF – Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist noch nicht überstanden. Aber immerhin sinken die Neuerkrankungszahlen in den letzten Wochen stetig.


Von Beginn der Erkrankungswelle an im März 2014 bis Juli 2015 haben sich fast 30 000 Menschen mit dem Virus angesteckt, darunter 880 Ärzte, Schwestern, Pfleger und Helfer. Von ihnen starben 512 an der Infektion. Insgesamt hat die Epidemie bisher mehr als 11 000 Todesopfer gefordert. Damit handelt es sich um die grösste Ebola-Epidemie seit der Entdeckung des Virus 1976. Betroffen waren vor allem die wenig entwickelten westafrikanischen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone.


Eine besondere Herausforderung sind das Follow Up und die Beobachtung von Personen, die Kontakt zu Infizierten hatten. Aber nur damit lässt sich die Weiterverbreitung der Infektion verhindern. Bislang gibt es weder eine spezifische Therapie der Erkrankung noch eine zugelassene Impfung. Die jetzt erfolgreich getesteten Ringimpfungen sollen daher fortgesetzt werden und alle Kontaktpersonen die Vakzination nun sofort erhalten.


www.who.int

Für die Untersuchung Ebola ça suffit (“Ebola, es ist genug”) hat man Ring­impfungen angewandt, wie sie in den 1970er-Jahren gegen die Pocken erfolgreich waren. Dazu wurden von ebolainfizierten Indexpatienten alle Kontaktpersonen und wiederum deren Kontakte identifiziert. Man bildete also um jeden Kranken einen Risiko-Cluster. Diese Gruppen wurden randomisiert und entweder sofort mit rVS-ZEBOV geimpft oder 21 Tage später.

Insgesamt bildeten die Forscher 90 Cluster mit 7651 Personen. 48 Cluster mit 4123 Personen fielen der Gruppe mit sofortiger und 42 mit 3528 Personen mit verzögerter Impfung zu. Geimpft wurden dann alle Erwachsenen, die zustimmten und am geplanten Tag zu Hause angetroffen wurden. Frauen durften weder schwanger sein noch stillen. Unter dieser Vorgabe unterzogen sich 2014 Menschen (49 % aller Kontaktpersonen aus den Clustern) der sofortigen Impfung und 1498 (42 %) der verspäteten.

Hohe Effektivität und 
wenig Nebenwirkungen

Es traten 43 unerwünschte Ereignisse nach der Randomisierung auf. Darunter waren 27 Ebolainfektionen (alle bei nicht Geimpften) und ein plötzlicher Herztod. Nur eine selbstlimitierende Fieberepisode konnte als der Impfung anzulastende unerwünschte Wirkung eruiert werden. Von den früh Vakzinierten erkrankte keiner an Ebola; damit ergab sich eine Vakzineffektivität von 100 %. Im Vergleichskollektiv infizierten sich 16 Menschen, allerdings alle entweder vor oder in den ersten Tagen nach der Impfung. Spätestens ab dem 6. Tag danach waren alle Probanden geschützt.

Weder in der Studie noch im wirklichen Leben können alle gefährdeten Personen wirklich geimpft werden. Daher berechneten die Forscher auch die Effektivität des Impfstoffes unter Berücksichtigung aller Personen, die den Clustern angehörten, auf 76,3 %. Die Forscher halten das neue Serum für geeignet zum Schutz vor Ebola und es kann im Falle eines Ausbruches über Ringimpfungen die Ausbreitung eindämmen.

*recombinant replication-competent vesicular stomatitis virus-based Vaccine expressing a surface glycoprotein of Zaire Ebolavirus

Quelle: Ana Maria Henao-Restrepo et al., Lancet 2015; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)61117-5