Medical Tribune
30. Juni 2015

Sonnenhut gegen Erkältung – Effekt umstritten

In ihrer Synopse berücksichtigten die Kollegen 24 Echinacea-Studien mit zusammen mehr als 4500 Patienten, die in den Jahren 1992 bis 2012 veröffentlicht wurden. 14 dieser Arbeiten beschäftigten sich nur mit der Therapie, neun mit Prävention und eine mit beiden Einsatzfeldern. Dabei wurden ganz unterschiedliche Extrakte verwendet.

Als Kriterium für die vorbeugende Wirkung diente die Zahl der Patienten, die im Beobachtungszeitraum mindestens eine Schnupfenepisode erlitten. Entsprechende Angaben machten neun Präventionsstudien, in denen zwölf verschiedene Echinacea-Produkte mit Placebo verglichen wurden.

Keine der Einzelstudien vermochte jedoch einen präventiven Effekt nachzuweisen, schreiben Dr. Marlies Karsch-Völk vom Institut für Allgemeinmedizin der TU München und ihre Kollegen. Erst die gepoolte Analyse ergab eine signifikant verringerte Schnupfenrate unter Sonnenhut-Anwendung (Risk Ratio 0,83).

Kürzere Erkältungsdauer durch Echinacea nicht belegt

Von den 15 Therapiestudien lieferten sechs Angaben zur Dauer der Erkältungsphasen. Eine signifikante Verkürzung fand sich allerdings nur in den beiden schwächeren Arbeiten. Die vier Studien mit geringem Verzerrungsrisiko (Bias) förderten keine Assoziation zwischen Echinacea-Einnahme und Erkältungsdauer zutage. Auf eine Metaanalyse verzichteten die Forscher in diesem Fall wegen der ausgeprägten Heterogenität der Untersuchungen.

Unerwünschte Wirkungen wurden nur in den Therapiestudien vermehrt berichtet, darunter am häufigsten Kopfschmerz, Übelkeit und schlechter Geschmack im Mund. Bei Kindern traten Hautausschläge auf.

“Wahrscheinlich ein 
gewisser Schnupfen-Schutz”

In ihrem Fazit konstatieren die Autoren, dass die Einnahme von Echinacea-Präparaten wahrscheinlich einen gewissen Schnupfen-Schutz gewährt. Die mangelnde Signifikanz in den Einzelstudien führen sie auf eine zu geringe Teilnehmerzahl zurück. Die Evidenz für einen therapeutischen Effekt stufen sie dagegen als eher gering ein. Die Suche nach neueren Studien (bis 2014) verlief negativ.

Auffällig war zudem, dass die getesteten Präparate von unterschiedlichen Echinacea-Spezies und Pflanzenteilen gewonnen worden waren. Entsprechend zeigten sich erhebliche Unterschiede im Gehalt an bioaktiven Komponenten. Am häufigsten wurden oberirdische Teile von Echinacea purpurea verwendet. Für weitere Studien sollte man gut definierte Präparate nutzen und auf eine ausreichende Patientenzahl achten, um einen geringen Präventiveffekt sicher zu erfassen, fordern die Forscher.

Quelle: Marlies Karsch-Völk et al., 
JAMA 2015; 313: 618-619