Medical Tribune
18. Apr. 2013

Wassersport: Leptospireninfektion nach Surftrip

Fieber mit Schüttelfrost und beidseitige Konjunktivitis – mit diesen Symptomen kommt der junge Mann in die Klinik. Er beklagt zudem starke Kopfschmerzen und Myalgien. Labordiagnostisch finden sich ein erhöhtes CRP (131 mg/l) und gestiegene Transaminasen (ASAT 85 U/l, ALAT 118 U/l, γ-GT 354 U/l, alkalische Phosphatase 369 U/l), das Kreatinin liegt bei 222 µmol/l.

Der Sonographiebefund zeigt eine dezente Hepatomegalie und spricht ausserdem für eine Nephritis. Aufgrund der Annahme einer bakteriellen Infektion starten die Kollegen unverzüglich eine antibiotische Therapie mit Ceftriaxon. Tatsächlich klingen die Beschwerden und die Entzündungszeichen rasch ab. Der Antikörpernachweis gegen Leptospira interrogans bestätigt schliesslich den Verdacht.

Manifestationen von Grippe bis Multiorganversagen

Die Leptospirose ist die weltweit wohl am meisten verbreitete Zoo­nose. Sie kann Wild- oder Haustiere betreffen, die den Erreger dann ausscheiden, schreiben Dominic 
Staudenmann vom Kantonsspital Sursee und sein Kollege. Gerade während der Sommermonate nimmt die Leptospiren-Infektion bei jungen Menschen wieder zu.

Ausgerechnet im Süsswasser überleben die gramnegativen Spirochäten oft wochenlang und Wassersportler infizieren sich über verletzte Haut oder intakte Schleimhäute. Die Inkubationszeit beträgt im Mittel zehn Tage. Klinische Manifestationen wie Laborbefunde können bei der Leptospirose sehr variabel sein und reichen vom grippeähnlichen Beschwerdebild bis zu renalen, hepatischen und vaskulären Komplikationen sowie Multiorganversagen.

Leptospirose: Konjunktivale Blutungen? Verdacht schöpfen!

Damit Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopfschmerz und Muskelschmerzen nicht als grippaler Infekt fehlinterpretiert werden, raten die Autoren, bei begleitender Bindehautentzündung und konjunktivalen Blutungen auch eine Leptospirose in Betracht zu ziehen. Fällt die Leptospiren-Serologie positiv aus, ist bei schwerer Erkrankung eine frühzeitige antibiotische Therapie erforderlich. Neben Penicillin haben sich unter anderem Ceftriaxon und Doxycyclin als besonders wirksam erwiesen.

Quelle: Dominic Staudenmann et al., Schweizerisches Medizin-Forum 2013; 13: 212-213