Procalcitonin-Kontrolle verkürzt die Antibiotika-Therapie
An einer multizentrischen Beobachtungsstudie nahmen 1520 Patienten mit gesicherter Infektion der unteren Atemwege teil. Rund jeder zweite Proband (53,7 %) litt an einer ambulant erworbenen Pneumonie, fast jeder fünfte (17,1 %) hatte eine exazerbierte COPD, eine Bronchitis diagnostizierte man bei 14,4 % .
Bei Virusinfekten steigt PCT nicht
Wurde der Procalcitonin(PCT)-Algorithmus befolgt (s. Kasten), lag die Dauer der Antibiotikagabe mit 5,9 vs. 7,4 Tagen signifikant niedriger. Dabei fanden sich im 30-Tage-Follow-up keine vermehrten Komplikationen, schreiben Dr. Werner Albrich vom Kantonsspital Aarau und Kollegen in den "Archives of Internal Medicine". Allerdings war die Adhärenz der Kollegen mit nur 35 % recht gering.
Der Kommentator Dr. David Gilbert aus Portland glaubt, dass sich mehr Ärzte am PCT orientieren würden, wenn sie die Pathophysiologie des Wertes besser verstünden. PCT gehört zu den Frühphase-Parametern, die Werte steigen vier bis sechs Stunden nach bakterieller Infektion an. Unkomplizierte virale Infekte lösen keinen Anstieg aus.
Nach Bypass-OP ist PCT nicht so spezifisch
Unklar ist, wie sich die Procalcitonin-Werte bei einer Superinfektion verhalten. Ausserdem zeigt der Parameter nach Bypass-Operation oder im kardiogenen Schock erhöhte Werte, vermutlich, weil in diesen Fällen auch bakterielle Endotoxine im Blut zu finden sind. Die PCT-Bestimmung kann bisher nicht nach EBM abgerechnet werden, nur evtl. analog nach GOÄ (3744).
Quelle: 1. W. C. Albrich et al., Arch Intern Med 2012; 172: 715-722; 2. D. Gilbert, a.a.O.: 722-723