Dem Morbus Dupuytren minimalinvasiv das Handwerk legen
Schon ein Blick auf die betroffene Hand genügt, um die Dupuytren-Erkrankung zu erkennen: Der Finger lässt sich nicht mehr ausstrecken und krümmt sich beharrlich Richtung Handfläche. Therapeutisch stehen zunächst konservative Ansätze im Vordergrund.
Es fängt recht harmlos an, mit kleinen Grübchen oder einer Hautverdickung in der Hohlhand. Das alles tut nicht weiter weh, und die Hand kann ihre Alltagsarbeiten verrichten, wie man es von ihr erwartet. Es kann gut sein, dass es dabei bleibt, schreiben Dr. Marta Karbowiak vom Royal Surrey County Hospital in Guildford und ihre Kollegen.
Möglicherweise schreiten die kleinen Läsionen aber fort und es entstehen Knötchen und feste Bindegewebestränge. In erster Linie beeinträchtigen sie den vierten und fünften Finger im Grund- und Mittelgelenk und ziehen diese immer weiter auf die Handfläche zu – strecken lassen sich die Finger dann nicht mehr. Oft kann man schon anhand dieses typischen Krankheitsbildes die Blickdiagnose stellen. Die Dupuytren-Kontraktur gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Hand, schreiben die Autoren. Die wichtigste Rolle bei ihrer Entstehung dürfte erblichen Faktoren zukommen.
Zunächst beurteilen Sie, wie stark die Kontrakturen die täglichen Aktivitäten behindern. Einen guten Eindruck verschaffen Sie sich, indem Sie den Patienten auffordern, die Hand flach auf den Tisch zu legen – in fortgeschrittenen Stadien wird ihm das nicht mehr gelingen.
Chirurgische Optionen beim Morbus Dupuytren | ||
Eingriff | Wirkprinzip | Anmerkungen |
perkutane Nadelfasziotomie | mit einer Nadel werden die Knötchen/Stränge fächerförmig perforiert und dann passiv aufgedehnt |
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partielle (oder komplette) Fasziektomie/ Aponeurektomie | Exzision der Dupuytren-Läsionen in der Hohlhandfaszie |
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Dermofasziektomie | radikale Resektion befallener Anteile der Palmaraponeurose plus der darüber liegenden Haut |
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Der Schmerz vergeht von allein
Zuverlässig wirksame konservative Behandlungsmethoden gibt es nicht. Für den Nutzen von Bestrahlungstherapien, Massagen, Ultraschallbehandlungen und während der Nacht getragener Schienen besteht nur schwache Evidenz. Man kann den Betroffenen aber versichern, dass Schmerzen, die die Knötchen verursachen, mit der Zeit spontan sistieren.
Eventuell verschreiben Sie Analgetika, gegebenenfalls können Glukokortikoidspritzen die Schmerzen lindern. Mehrfach wiederholt, verlangsamen diese Injektionen möglicherweise das Fortschreiten der Kontrakturen. Spezielle Handschuhe, wie sie zum Beispiel Gewichtheber und Golfspieler tragen, können die Greiffunktion verbessern und die Hand schützen.
Es stehen eine Reihe chirurgischer Optionen zur Verfügung (s. Tabelle). Tatsächlich notwendig sind derartige Eingriffe aber bei den wenigsten Patienten, schreiben die britischen Kollegen.Grundsätzlich sollten Sie eine Überweisung zum Handspezialisten erwägen, wenn
- die Kontraktur im Grundgelenk mindestens 30° und/oder im Mittelgelenk mindestens 10° bis 20° beträgt,
- eine ausgeprägte Kontraktur des Daumens besteht, die schon einfache Tätigkeiten behindert oder
- die Erkrankung innerhalb weniger Monate deutlich fortschreitet.
Kollagenase ist keine Option mehr
Die Behandlung mit Kollagenase aus Clostridium histolyticum ist in Europa nicht mehr möglich, seit der Hersteller das Medikament aus ökonomischen Gründen vom Markt genommen hat, so die Autoren. Bei dieser Therapie wird an Tag 1 das Enzym in die Dupuytren-Knötchen oder in die Stränge gespritzt, die dadurch «angedaut» werden. Am Folgetag löst der Arzt die Beugungen durch zunehmendes Aufdehnen der Finger.
Karbowiak M et al. BMJ 2021; 373: n1308; doi: 10.1136/bmj.n1308