Medical Tribune
6. Apr. 2017Frauen leiden unter der Menstruation

Weniger Blutungen, stabilerer Zyklus

Jeden Monat Blutungen, Schmerzen, Stimmungsschwankungen – viele Frauen leiden unter der Menstruation. Mit einer neu zugelassenen kombinierten hormonellen Kontrazeption im Langzyklus lassen sich die periodischen Beschwerden auf viermal im Jahr reduzieren.

Ein frühe Menarche, späte Menopause sowie wenig Schwangerschaften und Stillzeiten sind dafür verantwortlich, dass Frauen heute deutlich mehr Menstruationsblutungen in ihrem Leben durchmachen. Kamen früher bei 12–15 Schwangerschaften rund 160 Ovulationen während 35 fertiler Jahre bei einer Frau zusammen, sind es heute bei ein bis zwei Schwangerschaften 450 Ovulationen – und damit Menstruationsblutungen, mit allen Unpässlichkeiten wie Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Brustspannen sowie der Notwendigkeit einer sicheren Verhütung.

Das traditionelle 28-Tage-Pillen-Regime ist seit Jahrzehnten weitverbreitet. Hier erfolgt zunächst meist an 21 Tagen eine Hormongabe und anschliessend an sieben Tagen ein hormonfreies Intervall, in dem es zur Abbruchblutung kommt. Dieses Regime diente ursprünglich dazu, einen physiologischen Zyklus zu imitieren – und auch dazu, die gesellschaftliche Akzeptanz der Pille zu erhöhen.

Ein Grossteil der Frauen fühlt sich während der Menstruation in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt – dies betrifft das Sexual- genauso wie das Sozialleben oder die sportliche Aktivität – und wünscht sich seltenere Periodenblutungen. So zeigt ein Schweizer Survey1 aus dem Jahr 2014, dass 37 % der 292 ausgewerteten Teilnehmerinnen eine monatliche Blutung präferierten, 32 % eine Blutung alle zwei bis sechs Monate und 29 % am liebsten ganz auf die Menstruation verzichten wollten.

Langzyklus-Regime ist effektiv und sicher

Eine Möglichkeit, die Zahl an Menstruationen zu reduzieren, bietet die Pilleneinnahme im Langzyklus, bei der Frauen über mehrere Monate eine kombinierte Kontrazeption ohne hormonfreies Intervall einnehmen. Dass dies genauso sicher und wirksam ist wie die typischen 21/7-Regime und zusätzlich unerwünschte mit der monatlichen Blutung im Zusammenhang stehende Symptome lindern kann, konnten verschiedene Studien zeigen. So waren in einem systematischen Review von 16 randomisierten kon­trollierten und 14 Beobachtungsstudien die kontrazeptive Wirksamkeit und Sicherheit vergleichbar mit der konventionellen Einnahme über 28 Tage – bei weniger Beschwerden.2

Langzyklusregime reduzieren nicht nur die Anzahl der Menstruationen, sondern können zudem Symptome lindern, die durch Hormonschwankungen während des hormonfreien Intervalls im 21/7-Regime auftreten können. In dieser Pause ist die zyklische Ovar-Aktivität nicht omplett unterdrückt. Es kommt zu einer Erholung der Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse und damit eventuell zu Zwischenblutungen.

Eine Möglichkeit, diese Schwankungen zu bessern, ist die Gabe eines oralen kombinierten Kontrazeptivums im Langzyklus mit niedrig dosiertem Ethinylestradiol (EE) im hormonfreien Intervall (84 Tage 150 µg Levonorgestrel/30 µg EE, 7 Tage 10 µg EE). Ein offiziell für den Langzyklus zugelassenes kombiniertes orales Kontrazeptivum ist neu auch in der Schweiz erhältlich (Seasonique®). Mit dem 84/7-Regime treten jährlich vier Menstruationsblutungen auf.

Auf Dauer weniger Zwischenblutungen

Dass es mit diesem Konzept zu einer stabileren Zykluskontrolle kommt, zeigt die Analyse zweier Studien, in denen zwei 84/7-Langzyklus-Regime zur Anwendung kamen: eines mit niedrig dosiertem EE, eines mit Placebo.3 Die nach 84 Tagen wie erwartet aufgetretene Menstruationsblutung war bei den Frauen mit der niedrig dosierten Östrogendosis signifikant kürzer. Im Mittel dauerten Blutung oder Spotting drei statt vier Tage. Unerwartete (Zwischen-)Blutungen waren zunächst in gleichem Ausmass vorhanden, nahmen aber unter dem EE-Regime schneller ab und waren im dritten Zyklus signifikant seltener.

  1. Merki-Feld GS et al. Eur J Contracept Reprod Health Care 2014; 19(4): 266–275.
  2. Anderson FD et al. Contraception 2006; 73: 229–234.
  3. Kaunitz AM et al. Contraception 2009; 79: 350–355.