Medical Tribune
9. Okt. 2024Wie der Stoffwechsel den Erfolg beeinflusst

Reizdarmsyndrom: FODMAP-Diät wirkt nicht bei allen gleich gut

Eine neue Studie hebt hervor, wie das Stoffwechselprofil von Patienten mit Reizdarmsyndrom (IBS, irritable bowel syndrome) den Erfolg einer FODMAP-armen Diät beeinflusst. Besonders Patienten mit einem ungesunden Darm-Stoffwechsel profitierten in der Studie von der Ernährungsstrategie.

Eine Low-FODMAP-Diät kann vielen Patienten mit Reizdarmsyndrom helfen, aber nicht allen.
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Die im Fachjournal eBioMedicine veröffentlichte Studie (1) untersuchte den Zusammenhang zwischen mikrobiellen Stoffwechsel-Profilen (Metabotypen) und der Wirksamkeit der Low-FODMAP-Diät.

Von den 56 untersuchten Patienten zeigten vor allem jene, deren Darm-Stoffwechsel durch hohe Konzentrationen kurzkettiger Fettsäuren (SCFA) gekennzeichnet war, eine deutliche Symptomlinderung durch die FODMAP-Diät.

Reizdarmsyndrom und FODMAP-Diät

Das Reizdarmsyndrom (IBS) ist eine weit verbreitete funktionelle Erkrankung des Verdauungstrakts, die etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung betrifft. Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung, die oft nach dem Essen auftreten. Eine allgemeingültige Therapie gibt es nicht; das Erkrankungsmanagement muss individuell auf den Patienten abgestimmt werden.

Die FODMAP-arme Ernährung zielt darauf ab, den Konsum von fermentierbaren Kohlenhydraten (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole) zu reduzieren. Diese kommen in Lebensmitteln wie sie in Weizen, Milchprodukten, Zwiebeln und bestimmten Früchten vor, und können die Symptome eines Reizdarms verschlimmern. Die Reduktion der Lebensmittel kann bei einigen, aber nicht allen, Patienten mit IBS die Symptome verbessern.

Einfluss der Diät auf den Stoffwechsel untersucht

Britische Forscher rekrutierten 56 IBS-Patienten, die nach den Rome-IV-Kriterien diagnostiziert wurden, sowie je eine gesunde Kontrollperson aus demselben Haushalten. Die Patienten waren im Durchschnitt 39 Jahre alt, 73,2 Prozent von ihnen waren weiblich. In der Studie wurden sowohl Patienten mit diarrhöe-dominantem IBS als auch Patienten mit gemischten Symptomen untersucht.

Die Teilnehmer folgten vier Wochen lang einer FODMAP-armen Diät, die durch eine detaillierte Ernährungsberatung unterstützt wurde. Vor und nach der Diät gaben sie Stuhlproben ab, die mittels Gaschromatographie und Massenspektrometrie auf flüchtige organische Verbindungen (VOC) und SCFA untersucht wurden.

Das Ziel war es, den Einfluss der Diät auf den Stoffwechsel und die Symptome der Patienten zu analysieren. Die Stoffwechselprofile wurden in zwei Hauptgruppen unterteilt: «IBS-P» für den pathologischen Metabotyp und «IBS-H» für den gesundheitsnahen Metabotyp.

Besonders Patienten mit pathologischem Mikrobiom-Muster sprachen an

Die Studie zeigt, dass Reizdarm-Patienten mit dem pathologischen Metabotyp (IBS-P) besonders gut auf die FODMAP-arme Diät ansprachen. Ihr Mikrobiom war im Vergleich mit der IBS-H-Gruppe weniger divers. Zudem wiesen sie viele Bakterien auf, die Kohlenhydrate fermentieren.

Diese Patienten erlebten während der vierwöchigen Diät eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome, gemessen am IBS-Symptom-Schweregrad-Score (IBS-SSS). Der Score sank bei diesen Patienten durchschnittlich um 193,8 Punkte, was einer Verbesserung von 56,9 Prozent entspricht. Im Vergleich dazu wiesen Patienten mit dem gesundheitsnahen Metabotyp (IBS-H) eine geringere Verbesserung auf, mit einem Rückgang von 119,6 Punkten (39,6 %).

Auch die Schmerzwerte, die Teil des IBS-SSS sind, verbesserten sich in der IBS-P-Gruppe deutlicher. Der Schmerz-Score sank bei ihnen um 79,5 Punkte (63,1 %), während in der IBS-H-Gruppe ein Rückgang um nur 42,1 Punkte (38,1 %) verzeichnet wurde.

Patienten, die sie zu Beginn der Studie dem IBS-P zugeordnet hatten, hatten infolge der FODMAP-Diät die grössten Reduktionen bei den kurzkettigen Fettsäuren SCFA – in der IBS-H-Gruppe sanken die SCFA kaum.  

Klinische Implikationen

Die Forscher schlussfolgern, dass eine personalisierte Behandlung von IBS auf Basis des Stoffwechselprofils von Vorteil sein könnte. Patienten mit dem pathologischen IBS-P-Metabotyp profitieren besonders stark von der FODMAP-armen Diät, die zwar sehr wirksam, aber auch umständlich und teuer sein kann.

Die Stuhl-Analyse könnte laut den Forschern eine kostengünstige Methode zur Vorhersage des Behandlungserfolgs sein, um gezielt Patienten mit Reizdarmsyndrom zu identifizieren, die am besten auf eine FODMAP-Reduktion ansprechen.