Medical Tribune
27. Dez. 2023Was steckt hinter dem Pruritus am After?

Das hilft gegen analen Juckreiz

Analem Juckreiz liegt in den meisten Fällen keine spezifische Ursache zugrunde. Es handelt sich um ein häufiges Symptom, das jedoch oft schwerwiegende Beschwerden verursacht. Im Fokus stehen daher Tipps zur Analhygiene und Behandlung.

Griff einer Po-Dusche hängt neben einer Toilette.
Soonthorn/stock.adobe.com

Studien zufolge berichten bis zu 5 % der Bevölkerung von analem Juckreiz, wobei Männer etwa viermal häufiger betroffen sind als Frauen.

Dr. Martin Schmidt-Lauber, niedergelassener Gastroenterologe aus Oldenburg, erklärt, dass die Rima ani eine Kammer bildet, in der durch Schweissdrüsen- und fäkales Sekret eine feuchte Umgebung entsteht, die den Juckreiz begünstigt (1). Übergewicht, Schwitzen, bestimmte Gewürze, Tabak, Alkohol und ein Trichteranus sind prädisponierende Faktoren.

Bei Pflegeprodukten auf Allergenfreiheit achten

Analer Juckreiz kann auch ein Hinweis auf Mikroinkontinenz sein, die beispielsweise im Rahmen eines Reizdarm-Syndroms auftreten kann. Eine falsche Analhygiene kann ebenfalls eine Rolle spielen. Darüber hinaus können die von Ärzten manchmal empfohlenen Externa aufgrund der enthaltenen Konservierungsmittel und Duftstoffe den Juckreiz verstärken, so Dr. Schmidt-Lauber.

Empfohlen wird eine Analhygiene mit lauwarmem Wasser, idealerweise mithilfe eines Dusch-WCs oder einer Po-Dusche, gefolgt von sanftem Abtrocknen oder Fönen. Es ist ratsam, locker sitzende Baumwollunterwäsche zu tragen. Pflegeprodukte für die Analregion sollten allergenfrei sein, zum Beispiel hydrophile Öl-in-Wasser-Präparate. Eine Zinkpaste (Pasta Zinci mollis) ist ebenfalls eine gute Option.

Wenn ein Hinweis auf Mikroinkontinenz vorliegt, wird die TONE-Strategie zur
Optimierung der Defäkation empfohlen, die auch bei Hämorrhoidalleiden zum
Einsatz kommt:

  • Drei Minuten zur Defäkation einplanen (T: three minutes at defecation)
  • Einmal am Tag Stuhlgang haben (O: once-a-day-defecation)
  • Beim Stuhlgang nicht stark pressen (N: no straining during passing motions)
  • Ausreichend Ballaststoffe essen (E: enough fiber)

Auch Pathogene können Juckreiz verursachen

Zu den sekundären Ursachen für anorektalen Juckreiz gehören vor allem Hämorrhoidalleiden und Ekzeme, seltener Fissuren, Marisken und Proktitis. Auch Infektionen wie Oxyuren oder Candida können eine Rolle spielen.

Weitere mögliche Auslöser für den Juckreiz sind Kondylome, Staphylokokken-Dermatitis oder Herpes. Zu den dermatologischen Ursachen gehören Kontaktekzeme, Lichen ruber planus, Lichen sclerosus und Psoriasis. Sehr selten kann sich auch ein extramammäres Paget-Karzinom hinter dem anorektalen Juckreiz verbergen.

Für die Therapie stehen pflanzliche Präparate mit Hamamelis zur Verfügung, die jedoch von Dr. Schmidt-Lauber weniger eingesetzt werden. Er bevorzugt topische Therapien mit Lokalanästhetika und Kortikosteroiden der Klasse 1 sowie Calcineurininhibitoren.