Medical Tribune
24. Okt. 2023Bei der Zöliakie ermittelt ein 5-Punkte-Score das individuelle Risiko für einen schweren Verlauf

Persistierende villöse Atrophie verheisst nichts Gutes

Eine persistierende villöse Atrophie (pVA) findet sich bei vielen Patienten mit Zöliakie trotz glutenfreier Diät. Das individuelle Risiko war bisher unbekannt. Eine aktuelle Arbeit im Journal Gut zeigt, dass die bleibende Zottenatrophie ein Indikator für einen schlechteren Krankheitsverlauf und erhöhte Mortalität ist.

Eine persistierende villöse Atrophie verheisst bei Zöliakie nichts Gutes.
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Trotz einer glutenfreien Diät bildet sich die Zottenatrophie von Patienten mit Zöliakie nicht immer gleich zurück. Gründe für eine persistierende villöse Atrpohie (pVA) können etwa eine schlechte Adhärenz an die Diät sein, sowie ein verlangsamtes Ansprechen an die glutenfreie Kost oder eine Überempfindlichkeit gegenüber Gluten.

An der Studie nahmen 694 Erwachsene mit bioptisch gesicherter glutenbedingter Enteropathie teil. Von diesen hatten 157 eine persistierende villöse Atrophie. Die Analyse ergab gegenüber Personen ohne persistierende villöse Atrophie eine fast zehnfach erhöhte Komplikationsrate und ein verdreifachtes Mortalitätsrisiko.

Schlechte Diätadhärenz hatte grössten Einfluss

Zur besseren Einschätzung der individuellen Prognose entwickelten die Studienautoren einen Score. Als prädiktiv für die Prozent erwiesen sich eine Diagnose im Alter ≥ 45 Jahre (Odds Ratio, OR 2,01), eine klassische Symptomatik (OR 2,14) und ein mangelndes Ansprechen auf glutenfreie Kost (OR 2,40).

Den grössten Einfluss hatte eine schlechte Diät­adhärenz (OR 48,9). Vergeben wurden fünf Punkte, je einer für die ersten drei Faktoren und zwei für das Ernährungsproblem. In der Gruppe mit maximal einem Zähler entwickelten fünf Prozent eine persistierende villöse Atrophie, bei ein bis zwei Punkten waren 16 Prozent betroffen, bei drei bis fünf Punkten 73 Prozent.

Es zeigte sich, dass bei bis zu 40 Prozent der Patienten mit persistierender Zottenatrophie keine Symptome mehr vorhanden sind. Haben Patienten also einen hohen Score für eine pVA, sollten sie weiter untersucht werden, auch wenn keine Symptome unter glutenfreier Kost mehr vorhanden sind.

Patienten mit einem Wert ≥ 3 sollten den Autoren zufolge eine erneute Biopsie erhalten, bei 0–3 Punkten ist sie verzichtbar, im mittleren Bereich richtet man sich nach der individuellen Konstellation.