Medical Tribune
5. Juni 2023Vor allem für immunsupprimierte Patienten gefährlich

Hepatitis E: Vorsicht bei Mett und Hack aus Schweinefleisch

Hepatitis E ist nicht gleich Hepatitis E. Die in Europa vorherrschende Form unterscheidet sich deutlich von der in Afrika und vielen Entwicklungsländern vorkommenden Variante.

In rohem Mett kann sich das Hepatitis E Virus verbergen.
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In rohem Mett kann sich das Hepatitis-E-Virus verbergen.

Das erklärte PD Dr. ­Thomas Horvatits von der I. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In den Entwicklungsländern dominieren die Genotypen 1 und 2, die vor allem durch Trinkwasser übertragen werden. Unter drei Millionen symptomatischen Fällen pro Jahr kommt es zu 70 000 Todesfällen. Vor allem in der Schwangerschaft droht ein akutes Leberversagen. Eine Chronifizierung war dagegen nicht zu beobachten.

Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten

Die bei uns und in den USA vorherrschenden Genotypen 3 und 4 übertragen sich vor allem durch nicht durchgegartes Schweinefleisch – die Durchseuchung scheint proportional zum Mett-Konsum.

Die Viren wurden aber auch schon in Hirschen, Ratten, Kaninchen und Katzen nachgewiesen. Eine Erhitzung auf 70 °C reicht aus, um die Erreger abzutöten. In sehr seltenen Fällen ist auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder über Transfusionen bzw. Transplantationen möglich – das spielt aber praktisch keine Rolle. In Europa lassen sich in etwa 0,1 Prozent der Blutproben Hepatitis-E-Viren (HEV) mittels PCR nachweisen.

Bei immunkompetenten Patienten heilt die Erkrankung in der Regel von selbst aus

Die höchsten Raten an positiven Blutproben gibt es in Serbien, Deutschland und ­Frank­reich.
Bei immunkompetenten Personen verläuft die Infektion oft asymptomatisch und selbstlimitierend. Vor allem bei älteren Männern, Patienten mit Vorerkrankungen der Leber sowie Immunsupprimierten sieht man schwerere symptomatische Verläufe bis hin zu akutem Leberversagen. Auch ein chronischer Verlauf ist möglich. Davon ist auszugehen, wenn nach drei Monaten immer noch HEV-RNA nachweisbar ist.

Auf HEV testen sollte man alle Menschen mit erhöhten Leber­enzymen und unklarer Hepatitis – das gilt insbesondere für Immunsupprimierte. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Serologie oft negativ ist, sodass nur eine PCR-Untersuchung aussagefähig ist. Die Tests auf HEV werden nicht routinemässig in allen Laboratorien angeboten. Bei immunkompetenten Patienten heilt die Erkrankung in aller Regel von selbst aus – nur in den seltenen Fällen von akutem Leberversagen muss eingegriffen werden. Bei Immunsupprimierten z.B. nach Transplantation oder bei rheumatologischen Erkrankungen sollte man an erster Stelle immer versuchen, die immunsuppressiven Medikamente zu reduzieren.

Zur Therapie kann Ribavirin off label versucht werden

Führt dies allein nicht zum Erfolg, wird eine dreimonatige Behandlung mit Ribavirin empfohlen (Achtung, off label!). Im Falle eines Rezidivs nach anfangs erfolgreicher Behandlung kann noch einmal eine sechsmonatige Behandlung erfolgen. Persistiert HEV trotzdem oder die Patienten sprechen nicht auf Ribavirin an, lohnt sich zumindest für Lebertransplantierte noch ein Versuch mit pegyliertem Interferon über drei Monate.