Keine Angst vor dem Laxanzien-Abusus
Apotheker und auch viele Kollegen warnen immer wieder vor dem Laxanzienabusus. Dabei gibt es kaum Studien zu den Nebenwirkungen beim dauerhaften Einsatz dieser Medikamente.
Alt bekannt ist die Melanosis coli. Makrophagen nehmen durch Anthrachinon gefärbte apoptotische Epithelzellen auf, wodurch die Schleimhaut schwarz aussieht. Diese dunkle Färbung hat aber keinerlei Krankheitswert, betonte Professor Dr. Heiner Krammer vom End- und Dickdarmzentrum in Mannheim auf der Jahrestagung der DGVS. Histologisch seien bei Langzeitgebrauch von Laxanzien keine charakteristischen Veränderungen nachweisbar, betonte der Gastroenterologe.
Abhängigkeit von Laxanzien nicht zu befürchten
Oft wird den Patienten suggeriert, es bestehe die Gefahr, von Abführmitteln abhängig zu werden. Diese Sorge entbehrt jeder Grundlage, da keines der verwendeten Medikamente die Blut-Hirnschranke überwindet, so der Referent. Einzig bei psychischen Erkrankungen, namentlich Bulimie und Anorexie, wird eventuell Missbrauch betrieben.
Eine weitere Befürchtung betrifft die ständige Dosiserhöhung aufgrund von Gewöhnung oder Tachyphylaxie. Hierzu gibt es eine Langzeitstudie mit Patienten, die nach Rückenmarksverletzungen Bisacodyl bis zu 34 Jahre lang einnahmen. Die Wirkung liess während der Anwendungszeit nicht nach und es waren keine Dosiserhöhungen erforderlich.
In einer anderen Untersuchung hat man Natriumpicosulfat-Nutzer befragt. Zwei Drittel gaben an, die Dosis im Laufe der Zeit erhöht zu haben. Dies kann aber auch als Zeichen der Verschlimmerung der chronischen Grundkrankheit, der Obstipation, gewertet werden, meinte der Referent.
Regelmässig, nicht nach Bedarf nehmen
Denn als genau dies, nämlich eine chronische Erkrankung, sollte man laut Prof. Krammer das Problem ansehen. Und damit bedarf es der Therapie. Laxanzien sollten hierzu nicht als Bedarfsmedikation bei chronischer Obstipation verordnet werden, erklärte der Experte. Vielmehr müssen chronisch obstipierte Patienten ihre Abführmittel regelmässig einnehmen, wie das bei anderen chronischen Erkrankungen auch gefordert wird.
Man unterscheidet verschiedene Formen der chronischen Verstopfung. An einer Slow-Transit-Obstipation, bei welcher der Transport des Darminhalts verzögert ist, leiden ca. 13 % der Betroffenen. Bei einem Viertel der Patienten liegt eine Outlet-Problematik mit funktioneller Obstruktion bei der Defäkation vor. Die häufigste Störung aber ist mit 59 % die Normal-Transit-Obstipation.
Laxanzien-Übersicht
Füll- und Quellstoffe:
• Leinsamen
• Weizenkleie
• indischer Flohsamen
Osmotische Laxanzien:
• Laktulose,
• Macrogole, PEG (Polyethylenglykole)
Stimulierende Laxanzien:
• Anthrachinone (Rhabarberwurzel, Faulbaumrinde, Kap-Aloe, Sennesblätter etc.)
• Diphenole (Natriumpicosulfat, Bisacodyl)
Für die Therapie gibt es keine "guten oder schlechten Laxanzien". Je nach Wirkprinzip der Abführmittel unterscheidet man Füll- und Quellstoffe, osmotische und stimulierende Laxanzien. Passend zur Ursache und auch zur empirisch ermittelten Wirksamkeit muss dann das geeignete Laxans, möglicherweise auch eine Kombination verschiedener Wirkstoffe, gefunden werden.
In der Regel sindLaxanzien zwar von der Erstattung durch die gesetzlichen Kassen ausgenommen. Bei schwerwiegenden Erkrankungen aber werden die Kosten übernommen.
Das gilt für folgende Diagnosen: Tumorleiden, Megakolon, Divertikulose/itis, Mukoviszidose, neurogene Lähmung, phosphatbindende Medikation bei Niereninsuffizienz, Opiat- bzw. Opioidtherapie und in der Terminalphase.
Quelle: 67. Jahrestagung der DGVS