Medical Tribune
15. Feb. 2024«Risiko differenziert betrachten»

Kardiovaskuläres Risiko bei kurzfristiger Anwendung von JAK-Inhibitoren bei Hauterkrankungen nicht erhöht

Eine neue Übersichtsarbeit vergleicht kardiovaskuläre Ereignisse infolge einer kurzfristigen Behandlung mit JAK-Inhibitoren bei dermatologischen Erkrankungen. In der Zusammenschau von 45 Studien fanden die Forscher keine signifikanten Hinweise dafür. Das Autorenteam plädiert für eine differenziertere Betrachtung des Risikos.

In einer Metastudie war das kardiovaskuläre Risiko bei Dermatologiepatienten nach Therapie mit JAK-Inhibitoren nicht erhöht.
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«Es gibt keine ausreichenden Belege dafür, dass die kurzfristige Anwendung von JAK-Inhibitoren bei dermatologischen Indikationen ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen mit sich bringt.»

Das ist das Fazit der Autoren einer Meta-Analyse von 45 placebokontrollierten klinischen Studien mit fast 17.000 Patienten (1).

Birgt die Therapie mit JAK-Inhibitoren immer ein kardiovaskuläres Risiko?

Januskinase (JAK)-Inhibitoren blockieren den JAK-STAT-Signalweg, indem sie die Funktion der JAK-Proteine JAK1, JAK2, JAK3 oder TYK2 hemmen. Dadurch haben sie immunsuppressive und antiproliferative Wirkungen. Seit rund zehn Jahren werden sie zunehmend in der Dermatologie eingesetzt.

Im Jahr 2023 erliessen die amerikanischen und europäischen Zulassungsbehörden Warnungen vor schweren Herzerkrankungen, Krebserkrankungen und thromboembolischen Erkrankungen bei Anwendung von JAK-Inhibitoren. Das hat zu einer Zurückhaltung bei Patienten und Ärzten geführt. Grundlage der Warnung sind Studiendaten zu Tofacitinib bei Patienten mit rheumatoider Arthritis – Patienten, die aber eher älter als dermatologische Patienten sind und wesentlich kränker mit mehr Begleiterkrankungen und Komedikation behandelt werden (2,3).

MACE und VTE nicht häufiger

Die vorliegende Studie in JAMA Dermatology schloss Daten von 12.996 Patienten mit dermatologischen Erkrankungen (Psoriasis, Vitiligo, Alopezie, atopische Dermatitis, Lichen planus, Hidradenitis suppurativa) aus 45 Studien ein, die mit einem JAK-Inhibitor behandelt wurden. 4.925 Patienten erhielten ein Placebo. Untersucht wurde das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) und venöse Thromboembolien (VTE), schwere Nebenwirkungen und die Verträglichkeit.

Die Studie ergab, dass MACE (Risk Ratio RR: 0,47; 95%-KI: 0,28-0,80) und VTE (RR: 0,46; 95%-KI: 0,26-0,80) bei JAK-Inhibitor-behandelten Patienten nicht signifikant häufiger auftraten als in der Placebogruppe. Auch bei den schweren Nebenwirkungen oder bei Studienabbrüchen aufgrund behandlungsbedingter Nebenwirkungen gab es keine signifikanten Unterschiede.

Eine Subgruppenanalyse ergab ausserdem keinen signifikanten Unterschied nach Dermatose oder Medikament. Ausserdem gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Medikamenten mit unterschiedlichen Hauptmechanismen oder wenn die Medikamente eine Blackbox-Warnung erhalten hatten.

«Keine ausreichenden Belege für erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bei dermatologischer Anwendung»

«In dieser Meta-Analyse gab es kein signifikant erhöhtes Risiko für MACE und VTE bei denjenigen, die JAK-Inhibitoren für dermatologische Indikationen mit einer medianen Dauer von 16 Wochen einnahmen» schreiben die Autoren.

Als Limitation geben sie an, dass bei der eher jungen dermatologischen Studienpopulation die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse zu gering sein könnte, um sie in den vorliegenden Studien mit eher kurzen Nachbeobachtungszeiträumen zu finden.

Für sie legen die Ergebnisse trotzdem dar, dass das Sicherheitsprofil von JAK-Inhibitoren in der dermatologischen Behandlung differenzierter betrachtet werden sollte.