Medical Tribune
18. Aug. 2024Gekommen, um zu bleiben

Chronisches Erythema nodosum: Langzeitstudie

Das Erythema nodosum wird typischerweise als akute und selbstlimitierende Erkrankung betrachtet. Eine neue Studie über einen Zeitraum von 20 Jahren zeigt, dass die Krankheit aber bei fast der Hälfte der Patienten zu rezidivierenden Verläufen führt. Diese erfordern dabei intensivere diagnostische und therapeutische Ansätze.

Beim Erythema nodosum treten schmerzhafte Schwellungen an den Schienbeinen auf.
James Heilman, MD/wikimedia commons

Beim Erythema nodosum (EN) treten typischerweise schmerzhafte Knoten an beiden Schienbeinen auf. Das berichten Jill Shah von der New York University Langone Health und Kollegen (1) in ihrer Arbeit in JAMA Dermatology.

Das Team analysierte über 20 Jahre hinweg institutsinterne Daten von EN-Patienten, einschliesslich der Rezidive. Fast 90 Prozent der Kohorte waren Frauen.

Obwohl oft angenommen wird, dass das Erythema nodosum meist spontan abheilt, hatten 47 Prozent der 340 Patienten zwölf Wochen nach Beginn der Hautläsionen entweder keine Besserung oder erlebten ein erneutes Auftreten. Bei 120 Patienten mit rezidivierendem Erythema nodosum traten im Schnitt drei Episoden innerhalb von 3,4 Jahren auf.

Ursache liess sich bei drei von vier Patienten finden

Betroffene mit chronischem oder rezidivierendem Erythema nodosum waren im Schnitt drei Jahre jünger als jene mit klassischem Verlauf (39 Jahre vs. 42 Jahre). Sie hatten häufiger Knoten am Rumpf (8 % vs. 3 %) und litten öfter an rheumatoider Arthritis oder hatten eine vorausgehende Behandlung mit einem TNF-Inhibitor (5 % vs. 1 %).

Bei einem chronischen oder rezidivierendem Verlauf wurde intensiver nach möglichen Ursachen gesucht, etwa durch Bestimmung von Autoantikörpern oder Koloskopie/Endoskopie.

In beiden Gruppen fand man bei drei von vier Patienten eine Ursache, meist autoimmune oder autoinflammatorische Komorbiditäten, Medikamente und Infektionen. Seltener waren hämatologische Krebserkrankungen oder Schwangerschaften die Auslöser. Angesichts der wenigen idiopathischen Fälle empfehlen die Autoren, bei allen Patienten nach möglichen Ursachen zu suchen.

Etwas mehr als die Hälfte erhielt Systemtherapie

Therapeutisch erforderte ein chronischer oder rezidivierender Verlauf häufiger multiple Therapien, bis ein Ansprechen erzielt wurde (42 % vs. 25 %). Ärzte setzten etwas häufiger auf nichtsteroidale systemische Immunmodulatoren sowie intraläsionale und topische Steroide und Kaliumiodid.

Zwei von drei Patienten erhielten eine Systemtherapie, dennoch erreichte gut ein Viertel nur ein partielles Ansprechen. In der Gruppe mit klassischem Erythema nodosum erhielt jeder zweite eine Systemtherapie, nur bei einem Prozent der Behandelten zeigte sich kein Ansprechen.