Medical Tribune
6. Aug. 2024Zwei Phase-III-Studien liefern vielversprechende Ergebnisse für die IL-31-Blockade

Nemolizumab erfolgreich bei atopischer Dermatitis getestet

In zwei randomisierten Phase-III-Studien konnte der IL-31-Inhibitor Nemolizumab bei Patienten mit atopischer Dermatitis die allgemeine Krankheitsschwere sowie den Juckreiz und die Schlafqualität verbessern.

Nemolizumab verbesserte in zwei randomisierten Studien Juckreiz und Krankheitsschwere bei der atopischen Dermatitis.
Foto: Pormezz/AdobeStock

Die beiden kürzlich in The Lancet veröffentlichten Studien (1) prüften die Wirksamkeit von Nemolizumab . Insgesamt 1.728 Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis (Neurodermitis) nahmen teil.

Der IL-31-Hemmer führte dabei zu deutlichen Verbesserungen bei Ekzemen und krankheitsbezogener Lebensqualität.

Nemolizumab unterbricht Juckreiz und Entzündung

Nemolizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch gegen den Interleukin-31 (IL-31)-Rezeptor gerichtet ist. Das Zytokin IL-31 wird von T-Helfer-2-Zellen gebildet, und bindet an den IL-31-Rezeptor, unter anderem auf Nervenzellen.

IL-31 spielt eine zentrale Rolle bei der Pathophysiologie der atopischen Dermatitis. Das Zytokin ist vor allem für den Juckreiz verantwortlich, der mit der Erkrankung einhergeht. Daneben fördert IL-31 aber auch die Entzündung und trägt zur Verschlechterung der Hautbarriere bei. Das Unterbrechen des IL-31-Signalweges ist daher an mehreren Eckpunkten der Erkrankungsentstehung wirksam.

Phase-III-Studien ARCADIA-1 und ARCADIA-2

Die beiden identisch gestalteten, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien ARCADIA-1 und ARCADIA-2 befassten sich mit der Wirksamkeit und Sicherheit von Nemolizumab in Kombination mit topischen Kortikosteroiden mit oder ohne topische Calcineurin-Inhibitoren.

Die Studien schlossen insgesamt 1.728 Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis ab 12 Jahren ein, die auf topische Behandlungen unzureichend angesprochen hatten. Die Teilnehmer erhielten alle vier Wochen entweder eine subkutane Injektion mit 30 mg Nemolizumab (1.142 Personen) oder Placebo (586 Personen).

Die primären Endpunkte waren eine Verbesserung des Investigator’s Global Assessment Score (IGA), der eine Skala von 0 (klare Haut) bis 5 (sehr schwer) umfasst, sowie der betroffenen Fläche und Krankheitsschwere nach dem Eczema Area and Severity Index um mindestens 75 Prozent (EASI-75). Als sekundäre Endpunkte wurden der Juckreiz und die Schlafqualität mittels eigener Skalen ermittelt.

Schnelle Verbesserungen bei Juckreiz und Schlafqualität

Insgesamt 36 und 38 Prozent der mit Nemolizumab behandelten Patienten erreichten in beiden Studien eine klare oder fast klare Haut (IGA von 0 oder 1), gegenüber 25 bzw. 26 Prozent in der Placebogruppe (p<0,001). Eine Verbesserung des EASI um mindestens 75 Prozent erreichten 44 und 42 Prozent der Patienten mit Nemolizumab, und 29 und 30 Prozent mit Placebo (p<0,001).

Darüber hinaus erreichte Nemolizumab signifikante Verbesserungen bei Hautläsionen, Juckreiz und Schlafstörungen. Bereits nach der ersten Behandlungswoche berichteten Patienten von einer deutlichen Linderung des Juckreizes. Nach vier Wochen hatten 16 Prozent der Patienten einen nahezu juckreizfreien Zustand erreicht, verglichen mit vier Prozent in der Placebogruppe.

Ausserdem berichteten 38 und 34 Prozent der Patienten in den Nemolizumab-Gruppen nach 16 Wochen von signifikanten Verbesserungen der Schlafqualität (vs. 20 bzw. 16 % mit Placebo).

Sicherheit und mögliche Zulassung von Nemolizumab

Mit Nemolizumab und Placebo traten Nebenwirkungen ähnlich häufig auf. Schwere behandlungsbedingte Nebenwirkungen wurden sowohl in den Nemolizumab- alls auch in den Placebogruppen bei zwei bis vier Prozent der Patienten berichtet.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und die Swissmedic haben die Zulassung von Nemolizumab für die Behandlung von moderater und schwerer atopischer Dermatitis mittlerweile zur Prüfung angenommen.

Anhaltende Wirksamkeit von Nemolizumab

Patienten, die auf Nemolizumab ansprachen, konnten nach der initialen 16-wöchigen Behandlungsphase an einer Erhaltungsstudie teilnehmen.

Die Erhaltungsdaten zeigen, dass Patienten ihre Verbesserungen grösstenteils über die gesamte Studiendauer beibehielten, insbesondere, wenn sie die vierwöchentliche Behandlung kontinuierlich verfolgten. Das zeigen weitere Daten der 48-Wochen-Analyse, die auf dem jährlichen Treffen der American Academy of Dermatology (AAD) präsentiert wurden.