Medical Tribune
23. Sept. 2023Hoher Leidensdruck bei Betroffenen

Brustwarzenekzem: Was hilft bei brennenden Brustwarzen?

Ein Brustwarzenekzem äussert sich mit Jucken, Brennen und Schmerzen. Es kann die Betroffenen gewaltig quälen. Vor allem wir es zum Problem, wenn es beim Stillen auftritt. Je nach Genese und Schweregrad helfen unterschiedliche Therapieoptionen.

Weibliche Brust mit Nippelekzem.
Science Photo Library / Marazzi, Dr. P.

Entzündungen der Brustwarzen-Areola (Brustwarzenhof)-Region lösen oft Jucken, Brennen und Schmerzen aus.

Hinter einem Brustwarzenekzem können dabei unterschiedliche Gründe stecken. So können an Mamille und Areola (Brustwarzenhof) das irritative, das atopische und das allergische Kontaktekzem auftreten. Alle dieser Ekzeme präsentieren sich (in unterschiedlichen Ausmassen) mit Rötungen, Nässen, Fissuren, Schuppungen und Krusten bis hin zur Lichenifikation (1).

Irritatives Kontaktekzem: Jogger's nipples und Ekzem durch Stillen

Beim irritativen Ekzem spielt häufig die mechanische Reibung von Kleidungsstücken eine Rolle. So werden die sogenannten «Jogger’s nipples» beispielsweise von engen Wollpullovern oder schlecht sitzenden Büs­tenhaltern ausgelöst. Wärme und Schweiss verstärken gerade bei Sportlern diese Hautirritation.

Aber auch eine chemische Reizung durch Seifen, Cremes oder Parfums kann dahinter stecken. In den (noch feuchten) Schaumstoffpads von gepolsterten Büstenhaltern halten sich Waschmittelreste oft noch lange. Bei entsprechend sensiblen Frauen können sie ein Ekzem auslösen.

Während der Stillzeit ist einer der Faktoren, die zu einem irritativen Ekzem führen können, ebenfalls die Feuchtigkeit. Dazu kommen Verletzungen, die durch heftiges Saugen des trinkenden Säuglings entstehen können. Sie reichen von Mikroirritationen bis zu schmerzhaften und Blutenden Einrissen der Haut (Rhagaden).

Allergisches Kontaktekzem: Waschmittel und Wollwachs verdächtig

Beim allergischen Kontaktekzem von Brustwarze und Areola handelt es sich um eine zellvermittelte Typ-4-Allergie. Zu den Auslösern gehören etwa Kosmetika, Seifen, in der Kleidung verbliebene Waschmittelreste oder Chemikalien. Das Ekzem kann auch die Brust selbst miteinbeziehen und betrifft Frauen häufiger als Männer.

Auch bei Stillenden kann es auftreten: Einige Frauen reagieren allergisch auf spezielle Pflegecremes, die sie eigentlich zur Linderung ihrer gereizten Brustwarze nutzen. Vorsicht sollte man besonders bei einer Allergie gegen Wollwachs (Lanolin) walten lassen. Es ist in vielen Cremes zur Brustwarzenpflege bei Stillenden enthalten. Aktuell wird den Frauen empfohlen, die Creme vor der Anwendung auf den Brustwarzen zuerst in der Armbeuge auszuprobieren.

Manche Mütter zeigen erst dann allergische Symptome, wenn ihr Baby zusätzlich zur Muttermilch schon feste Nahrung erhält. Allergisch reagieren sie dabei auf die noch im Mund ihres Säuglings verbliebenen Nahrungsmittelreste.

Sonderform atopisches Kontaktekzem

Beim Brustwarzenekzem im Rahmen einer Atopie weisen die Patienten oft noch andere atopische Hautmerkmale oder Allergien auf. Etwa sechs bis 23 Prozent aller Atopiker leiden unter der Betroffenheit der Brustwarze, vor allem jugendliche Frauen. Das Brustwarzenekzem kann aber auch die einzige Manifestation einer Atopie sein.

Vermutlich liegt bei der Hälfte der Frauen mit einem durch Stillen induzierten Ekzem eine Atopie zugrunde. Zudem entwickelt schätzungsweise ein Drittel der Patienten mit einem atopischen Brustwarzenekzem eine Kontakt­allergie gegen die Basiscremes, die sie zur Hautpflege nutzen.

Bei Verdacht auf Allergie sind Hauttests angezeigt

Die Diagnose eines Brustwarzenekzems wird grundsätzlich vor allem anamnestisch und anhand der genauen Inspektion der Hautveränderung klinisch gestellt, ist in einer aktuellen Übersichtsarbeit zu lesen (1). Neben der gesamten Brust muss man dabei auch immer die Haut am übrigen Körper beurteilen.

Differenzialdiagnostisch kommt neben dem Lichen simplex, der Psoriasis oder einer strahleninduzierten Hautveränderung insbesondere eine Dermatitis artefacta infrage. Diese präsentiert sich klinisch häufig ungewöhnlich mit irregulären Hautschädigungen. Sie kommen durch die Verletzungen zustande, die sich die Betroffenen mit dieser psychischen Störung selbst zufügen.

Besteht der Verdacht auf eine Al­lergie, sind entsprechende Hauttests angezeigt. Infektionen kommt man mittels Abstrich auf die Spur. Zu den möglichen auslösenden Erregern gehören etwa Candida, Staphylokokken, Herpesviren, Milben oder Treponema pallidum. Bei unklarer Diagnose sollte eine Biopsie erfolgen, um maligne Prozesse auszuschliessen. Hinweis darauf kann Ausfluss aus der Brustwarze sein.

Lockere Kleidung und gut sitzende BHs schützen

Zur Beruhigung der Brustwarzen sollten betroffene Patienten Irritanzien und gegebenenfalls Allergene meiden. Zur Pflege sollten sie geeignete Hautcremes, topische Steroide der Klasse II oder III oder Calcineurininhibitoren anwenden. Steckt eine Infektion hinter dem Brustwarzenekzem, sollte eine gezielte Therapie angewendet werden.

Darüber hinaus wird locker getragene Kleidung am Oberkörper empfohlen, beim Sport sollten Büstenhalter und Shirt zudem gut sitzen. Zusätzlichen Schutz können dann Verbände oder eine abdeckende Schicht Vaseline bieten. Ausserdem tun Kompressen mit warmem Wasser oder schwarzem Tee sowie tanninhaltige Salben oft gut.

Behandlung des Brustwarzenekzems bei stillenden Müttern

Tritt das Brustwarzenekzem bei stillenden Müttern auf, lassen sich die Irritationen während der Stillmahlzeit durch die Verwendung von Stillhütchen vermeiden. Oft hilft auch eine Stillberatung, da Säuglinge gerade zu Beginn oft schlecht positioniert sind. Zu beachten ist, dass das Baby nicht nur die Brustwarze mit den Lippen umschliesst, sondern auch weite Teile des umliegenden Brustwarzenhofes in den Mund nimmt. Dadurch landet die Brustwarze am weichen Gaumen, und kann nicht mehr am Kiefer des Kindes verletzt werden.

Zur Vermeidung der zusätzlich reizenden Nässe empfiehlt es sich auch, die Brustwarze nach Beendigung der Stillmahlzeit an der Luft trocknen zu lassen. Die eintrocknende Muttermilch soll antientzündliche Qualitäten für die gereizte Haut haben (wobei diese in Studien höchstens einen geringen Effekt zeigte). Zwischen den Stillmahlzeiten verhindern Brustwarzenringe (Vienna Donuts) die zusätzliche Irritation durch scheuernde Kleidung.

Wird ein Brustwarzen­ekzem mit topischen Steroiden oder Calcineurin­inhibitoren behandelt, sollten die Frauen diese nur direkt nach dem Stillvorgang auftragen, und die Brust vor dem nächsten Stillen abwischen. Das gilt auch für zuckerhaltige Cremes und antibakterielle Wundgels mit Honig (Honig sollte von Kindern unter einem Jahr nicht konsumiert werden).