Medical Tribune
26. Apr. 2023Unterschätzt und weit verbreitet

HPV: Aktuelles zu Aufklärung, Impfung und Früherkennung

Humane Papillomviren (HPV) können Haut und Schleimhäute infizieren und in den Basalzellen persistieren. Neben Infektionen sind sie verantwortlich für diverse Präkanzerosen und Karzinome, welche durch eine vermehrte Aufklärung und richtige Prävention vermeidbar wären.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen können HPV Krebs verursachen.
Pornpak Khunatorn/gettyimages

«Der Hauptrisikofaktor für eine HPV-Infektion ist die Anzahl der sexuellen Partner», erinnert Dr. Mathieu Leuenberger, Facharzt für Innere Medizin, Dermatologie und Venerologie an den Swiss Derma Days 2023. Insgesamt 70 bis 80 Prozent der sexuell aktiven Männer und Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV infiziert. Die Transmission kann auch nichtsexuell über Hautwarzen, in utero, oder während der Geburt durch direkten Haut- und Schleimhautkontakt stattfinden.

HPV kann Kondylome und Epidermodysplasia verruciformis verursachen

HPV-Typen mit niedrigem Risiko zeigen sich, falls Symptome auftreten, als Kondylome. Die mediane Zeit bis zur Entwicklung eines Kondyloms schätzt man dabei auf 17 Monate. Am stärksten von diesen HPV-bedingten Warzenläsionen betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren. Die Kondylome manifestieren sich als flache Warzen, und imponieren meist als weiche, feuchte, winzige, rosafarbene oder graue erhabene Läsionen.

Ferner kann eine Epidermodysplasia verruciformis (Genodermatose) auftreten. Hier ist die Infektion disseminiert und chronisch, in 20-30 Prozent der Fälle entsteht daraus ein epidermoides Karzinoms (Morbus Bowen). «Differenzialdiagnostisch muss man an Papillae coronae glandis, eine Talgdrüsenhyperplasie oder Syphilis denken», erinnert Dr. Leuenberger.

Kondome schützen nur teilweise vor HPV

Die Wahl der Therapie hängt von Lokalisation, Morphologie, Ausdehnung der Warzen ab und Präferenz des Patienten ab. Zur topischen Behandlung eignen sich Podophyllotoxin oder Trichloressigsäure als Lösung. Weitere Therapieoptionen bestehen in der Kryotherapie, Exzision, Elektrochirurgie, Elektrokauterisation oder einer Lasertherapie. Und auch Immunmodulatoren mit dem Wirkstoff Imiquimod haben sich in klinischen Studien als sicher und wirksam in der Behandlung von HPV-induzierten Condylomata acuminata erwiesen, so Dr. Leuenberger. Bei immunkompetenten Patienten können Genitalwarzen auch manchmal ohne eine Therapie wieder verschwinden.

Wichtig ist das Screening auf sexuell übertragbare Infektionen sowie die klinische Mitbeurteilung aktueller Partner von infizierten Personen. Die regelmässige Zervix-Zytologie bei Frauen sowie die Verwendung von Kondomen sind dabei der wichtigste Punkt bei der Prävention. Ärzte müssen Patienten zudem aufklären, dass der Schutz vor HPV mittels Kondomen nur teilweise gegeben ist.

Auch das Zigarettenrauchen fördert nachweislich nicht nur die Entstehung von Krebs, sondern begünstigt bereits eine Infektion mit HPV. Die Impfung erfolgt mit einem nonavalenten Impfstoff (Gardasil® 9). Empfohlen ist sie bei beiden Geschlechtern vor dem ersten Geschlechtsverkehr.

2,45-fach erhöhtes Risiko für Hautkrebs

Während Niedrigrisiko-Typen wie HPV 6 und HPV 11 Genitalwarzen verursachen, können Infektionen durch Hochrisiko-Typen Krebs auslösen. Die International Agency for Research on Cancer (IARC) klassifiziert zwölf HPV-Typen als Hochrisiko-Typen, von denen HPV 16 und HPV 18 die häufigsten sind. Diese lösen (1)

  • 90 Prozent der Analkarzinome
  • 33 Prozent der Peniskarzinome
  • 22,4 Prozent der Mundhöhlenkarzinome
  • 4,4 Prozent der Oropharynxkarzinome, und
  • 3,5 Prozent der Kehlkopfkarzinome aus.

Prämaligne oder bösartige Läsionen können innerhalb von Warzenläsionen koexistieren oder sich entwickeln – diese diagnostiziert ein Arzt oft fälschlicherweise als Warzen. «Der klinische Verdacht auf eine neoplastische Veränderung muss bei Blutungen sofort gegeben sein, in solchen Fällen ist eine dringende Biopsie oder Überweisung an einen Spezialisten gerechtfertigt,» sagt Dr. Leuenberger.